Wohnungen sind nicht nur in den Städten knapp. Quellen der Grafiken: Quellen: Bundesamt für Wohnungswesen, Bundesamt für Statistik, ‹Immo-Monitoring› Wüest Partner.

Der falsche Sündenbock

Das revidierte Raumplanungsgesetz sei schuld an der aktuellen Wohnungsnot, sagt die Immobilienbranche. Doch Ökonominnen orten das Problem ganz woanders.

Vor zehn Jahren genehmigten die Stimmberechtigten der Schweiz die Verschärfung des Raumplanungsgesetzes. Damit setzten sie ein starkes Zeichen gegen die Zersiedelung: Neu- und Ersatzbauten sollen seither schwerpunktmässig im bestehenden Siedlungsgebiet entstehen und nicht mehr auf der grünen Wiese siehe ‹Finger weg vom Raumplanungsgesetz!› Seite 45. An dieser Prämisse rüttelt die Bau- und Immobilienbranche nun mit medialer Wucht. Tatsache ist: Die Behörden tun sich landauf, landab schwer mit der Anpassung von Richtplänen und Baugesetzen. Besonders heikel ist diese Anpassung überall dort, wo Gemeinden in der Vergangenheit grosszügig Baulandreserven angelegt hatten, die sie nun auszonen müssen, um dem RPG 1 zu entsprechen. Dabei geht es um viel Geld. Denn Boden, den man bebauen kann, verspricht eine mehrfach höhere Rendite als derjenige, der für landwirtschaftliche Zwecke reserviert ist oder gar ganz der Natur überlassen wird. Die jüngste Kritik am RPG 1 sieht das Wachstum der Baubranche in Gefahr. Seit 2017 geht die Zahl der Baubewilligungen und Baugesuche zurück, während die Nachfrage nach Wohnraum steigt. Die im April erschienene Immobilienstudie der Credit Suisse beschreibt «eine fast schon irritierende Bauflaute» auf dem Wohnungsmarkt. Als «Hauptverdächtigen» für diese Entwicklung nennt sie das revidierte Raumplanungsgesetz. Die angestrebte Verdichtung im Siedlungsraum werde zu oft ausgebremst und damit auch die Versorgung mit Wohnraum, kritisieren die Autorinnen. «Überzogene Einsprachemöglichkeiten, ungelöste Zielkonflikte zwischen Verdichtung einerseits sowie Heimat- und Lärmschutz andererseits und langwierige Bewilligungsprozesse hemmen die Bautätigkeit allerorten.» Und so fordert die CS-Studie schnellere und einfachere Verfahren, eine Beschränkung der Einsprachen sowie die Anpassung der Gesetze zugunsten der Bauwirtschaft. ###Media_1### ###Media...
Der falsche Sündenbock

Das revidierte Raumplanungsgesetz sei schuld an der aktuellen Wohnungsnot, sagt die Immobilienbranche. Doch Ökonominnen orten das Problem ganz woanders.

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