Auf der 1,7 Meter hohen Riffinstallation sollen dereinst 500 Korallen wachsen. Die Struktur des porösen Töpfertons aus dem 3-D-Drucker ist für die Tiere ideal.
Fotos: Leïla Tazi
Riffe aus dem 3-D-Drucker sollen das Aussterben von Korallen verhindern. Dabei setzt Rrreefs auf interdisziplinäre Zusammenarbeit – und gewinnt den goldenen Hasen.
Im Treppenhaus der ehemaligen Zentralwäscherei in Zürich dröhnen Schlagbohrer. Ruhiger ist es im Keramikatelier im ersten Stock. Hier arbeitet die Künstlerin Marie Griesmar. Im Oktober 2020 hat sie gemeinsam mit der Meereswissenschaftlerin Ulrike Pfreundt den Verein Rrreefs gegründet, der erforscht, wie künstliche Riffe bei der Wiederansiedlung von Korallen helfen können. «Vor vier Monaten lagerte hier säckeweise Töpferton», erzählt sie und deutet unter ein Podest. «Daneben stapelten wir Kisten mit 3-D-gedruckten Bausteinen.»
Heute bilden die Tonmodule im karibischen Meer vor der kolumbianischen Insel San Andrés eine Riffinstallation. Marie Griesmar scrollt durch eine Reihe türkisblauer Fotos, die den Aufbau unter Wasser dokumentieren. Bilder von schillernden Fischen zwischen rötlichen Steinen zeigen, wie neugierig die Meeresbewohner auf die Unterwasserarchitektur reagieren. Das 1,7 Meter hohe Kunstriff fusst auf ovalen Betonfundamenten, jedes davon rund hundert Kilogramm schwer. Darauf stehen zehn Reihen Riffmodule, ineinandergesteckt wie Legosteine. 500 Korallen und 20 000 Tiere sollen hier neuen Lebensraum finden.
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Design und Wissenschaft verknüpfen Gut zwei Jahre haben die Gründerinnen auf diesen Moment hingearbeitet. Anfänglich jede für sich, später in loser Zusammenarbeit und wechselnden Konstellationen an der ETH Zürich, seit Oktober 2020 als festes Team. Die beiden leidenschaftlichen Taucherinnen ergänzen sich perfekt: Griesmar fokussierte auf die Gestaltung der Bausteine, Pfreundt überprüfte das ökologische Potenzial der Formen und der Oberflächenstrukturen.
Das Engagement des interdisziplinären Duos wirkte ansteckend: Der Tonhersteller Bodmer sponserte rund eine Tonne Töpferton. Auf Kollaborationen mit internationalen Wissenschaftlern folgte eine Partnerschaft mit der kolumbianischen NGO Corales de Paz, die sich für Korallenschutz...
Unterwasserschloss
Riffe aus dem 3-D-Drucker sollen das Aussterben von Korallen verhindern. Dabei setzt Rrreefs auf interdisziplinäre Zusammenarbeit – und gewinnt den goldenen Hasen.
08.12.2021 07:02