Eine kluge Sanierung gibt der Cité du Lignon bei Genf ihre alte Würde zurück. Für diese unsichtbare Grossleistung erhalten Jaccaud + Associés den Hasen in Gold.
Superlativ erhalten
Eine kluge Sanierung gibt der Cité du Lignon bei Genf ihre alte Würde zurück. Für diese unsichtbare Grossleistung erhalten Jaccaud + Associés den Hasen in Gold.
Fotos: Paola Corsini
«Die schweizerische Architektur hat fast überall etwas Niedliches, […] als möchte die ganze Schweiz (ausser wenn sie Staumauern baut) ein Kindergarten sein», schimpfte Max Frisch schon 1953. Gemessen an den Bürotürmen und Wohnsiedlungen, die zu jener Zeit in anderen Industrienationen entstanden, stimmt das. Aber auch in der Schweiz haben der Pioniergeist und die Kühnheit der Nachkriegszeit eindrückliche bauliche Zeugen hinterlassen. Ein Paradebeispiel ist die Cité du Lignon in Vernier.
Die Satellitenstadt vor den Toren von Genf entstand zwischen 1963 und 1971 nach den Plänen der Architekten Georges Addor, Dominique Julliard, Louis Payot und Jacques Bolliger und sollte Wohnraum, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten für 10 500 Menschen bieten. Das markanteste Element ist ihre mehrfach geknickte Wohnzeile. Bis zu 15 Geschosse hoch und einen Kilometer lang ist sie und sinkt dem Gelände folgend zum bewaldeten Rhoneufer hin ab. Dort stapeln sich in zwei Hochhausscheiben noch mehr Wohnungen. 2787 sind es insgesamt, verteilt auf 84 Hauseinheiten und mehr als ein Dutzend Eigentümer, teils subventioniert, teils freitragend, auch Alterswohnen ist dabei. Ein Hochhaus beherbergt Eigentumswohnungen. Die grauen Vorhangfassaden aus Aluminium und Glas reagieren jedoch nicht auf die vielfältige Besitzer- und Bewohnerschaft. Auf die immer gleiche Weise rattern 14 000 vorfabrizierte Elemente im Rhythmus der tragenden Ortbetonwände über die identischen Wohnräume und Loggien hinweg. Die mit Holz verkleideten Laubengänge in jedem vierten Geschoss nehmen dem Ensemble kaum etwas von seiner Radikalität.
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Zurück zur Einheit Architekt Jean-Paul Jaccaud steht auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums und deutet auf einen schmalen Abschnitt in der schier endlosen Fassade: «Das Haus Nummer 49 war 2012 unser Prototyp für die Sanierung. Zwischen den nicht sanierten Häusern daneben st...
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