«Romantische Gründe führten zum Faltrad»

Das Faltrad verleiht Nicola Stäubli ein Gefühl der Überlegenheit. Weil er damit schneller von einer Stadt in eine andere kommt als jemand mit einem teuren Auto.

In Zusammenarbeit mit Energie Schweiz

Das Faltrad verleiht Nicola Stäubli ein Gefühl der Überlegenheit. Weil er damit schneller von einer Stadt in eine andere kommt als jemand mit einem teuren Auto.

«Seit ich mit acht Jahren mein erstes BMX erhielt, ist das Velo ein extrem wichtiges Element in meinem Leben. Dass sich mein Aktionsradius dank meiner Muskelkraft vergrösserte, gab mir ein Gefühl von Freiheit. Ich verbrachte jede freie Minute auf meinem Velo, fuhr treppauf, treppab durch das Quartier. Auf das BMX-Virus folgte das Mountainbikevirus. Im Gymnasium begann ich, Rennen zu fahren, und schaffte es sogar in die Juniorennationalmannschaft. Als die ersten meiner Kollegen wegen des Sports ihre Lehre abbrachen, hörte ich aber wieder auf. Eigentlich ging es mir gar nie um die Rennen, ich wollte einfach auf dem Velo sein.

Als Jugendlicher war mein Traumberuf Velokurier, doch dafür musste ich erst Weltmeister werden. Das ist eine lustige Anekdote. In Bern war es Ende der Neunzigerjahre fast unmöglich, einen Job als Velokurier zu kriegen. Als einzige Möglichkeit sah ich die Velokurierweltmeisterschaften von 1999 in Zürich. Also fragte ich bei Velokurier Bern an, ob ich für sie in der Disziplin Hochsprung starten dürfe. Wie es so ist bei den Velokurieren: An der WM gab es ein Riesenghetto. Ich war nicht angemeldet, dafür fehlte ein anderer. Spontan sprang ich für ihn ein und wurde unter falschem Namen tatsächlich Weltmeister im Hochsprung. Sogar das Schweizer Fernsehen berichtete über den ‹Weltmeister Michel Tobler›. Und ich wurde anschliessend Velokurier.

Während 13 Jahren arbeitete ich intensiv als Kurier, zuerst in den Semesterferien während des Architekturstudiums in Zürich, später neben meiner Arbeit als selbstständiger Möbeldesigner und Szenograf. Als Velokurier kannte ich die Kombination Velo-SBB-Velo. Doch zum Faltradfahrer wurde ich aus romantischen Gründen. Meine heutige Frau wohnte in Zürich und schenkte mir auf den 33. Geburtstag ein Brompton, damit ich schneller bei ihr war.

«Ein Faltrad ist schlicht das effizienteste Fortbewegungsmittel, das es gibt.»

Heute ist das Brompton mein Alltagsvelo. Meistens nutze ich es wie ein gewöhnliches Velo, doch ich war damit auch schon auf Geschäftsreise in Italien und Österreich, einmal nahm ich es sogar in einem Koffer mit nach London. Je nach Stadt gibt es ganz andere Gründe für ein Brompton: In Barcelona etwa lässt aus Sicherheitsgründen niemand sein Velo draussen stehen. Da ist es praktisch, wenn man es zusammenklappen kann.

Wenn du auf einem Brompton unterwegs bist, hörst du immer dasselbe: ‹Mami, wieso ist dieser grosse Mann auf diesem kleinen Velo unterwegs?› Und alle fragen dich, ob man mit den kleinen Rädern nicht viel langsamer ist. Doch ein Faltrad ist schlicht das effizienteste Fortbewegungsmittel, das es gibt. Nicht dass ich einen besonders stressigen Alltag hätte. Doch es ist eine schöne Form von Überlegenheit, dass ich von meinem Zuhause in Zürich viel schneller an einem Ort in Bern bin als irgendjemand mit einem luxuriösen Auto auf der A1.»

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