So soll das neue Lehrgebäude der Universität Lausanne aussehen: Visualisierung des Projekts von Background Architecture
Von der ökologischen Wende erhoffte man sich nicht zuletzt neue Bilder für Architektur und Städtebau. Doch an die Stelle der Experimente ist ein schnell etablierter Standard getreten.
Nimmt man den Architekturwettbewerb als Vorbote zukünftiger Entwicklungen, dann leben, lernen und arbeiten wir in Zukunft in Häusern aus Holz. Die Geschwindigkeit, mit der sich der postfossile Baustoff in den idealisierten Wirklichkeiten des Wettbewerbs durchgesetzt hat, ist erstaunlich: Für einen ersten Rang ist Holz seit dem Klimajahr 2019 schon fast conditio sine qua non, zumindest wenn man es mit einer ökologisch sensibilisierten Ausloberin zu tun hat. Weil zwischen Wettbewerbsgewinn und Realisierung bekanntlich einige Zeit vergeht, stehen andererseits einige Bauten vor ihrer Fertigstellung, deren Architekten sich dem Vernehmen nach etwas grämen: Wie vorgestrig wirken doch plötzlich die mit künstlerischem Anspruch geformten Fassadenteile aus schwerem Beton, wie unzeitgemäss die in kühler Eleganz projektierten Glaswände!
Ebenso erstaunlich ist, dass die Phase des Experimentierens, die auch eine Suche nach den architektonischen Ausdrucksmöglichkeiten nachhaltiger Architektur war, bereits in die Phase der Normalisierung überzugehen scheint. Es ist unterdessen weder aussergewöhnlich noch gewöhnungsbedürftig, dass Schulhäuser, Bürogebäude, Wohnbauten und Hochhäuser auf den Baustoff Holz zurückgreifen.
Was ökologisch zu begrüssen ist, geht architektonisch allerdings mit einer gewissen Ernüchterung einher. Denn Normalisierung bedeutet auch, dass die Mehrheit der nach ökologischen Prämissen konzipierten Bauten weder besonders aufregend noch zwangsläufig innovativ sind, sondern eben einer akzeptierten Norm entsprechen, die in vielen Aspekten auf Bekanntes zurückgreift. Anders gesagt: Die «neuen Bilder» für Gesellschaft, Städtebau und Architektur, die man sich von der ökologischen Wende erhofft hat, stellen die Ausnahme dar. Der puritanische Geist dieser Wende trägt das Seine dazu bei: Weil Verzicht gut ist, steht jede baulic...
Die neue Normalität des ökologischen Bauens
Von der ökologischen Wende erhoffte man sich nicht zuletzt neue Bilder für Architektur und Städtebau. Doch an die Stelle der Experimente ist ein schnell etablierter Standard getreten.
27.01.2022 12:15