Blickt auf eine «paradiesische Zeit» als Architekturjournalistin zurück: Ulrike Zophoniasson in ihrem Haus am Leonhardsgraben in Basel. Fotos: Urs Walder

Von der Wahrnehmung zu den Worten

Im Rückspiegel erzählt die Architekturjournalistin und Autorin Ulrike Zophoniasson (74), wie sie den architektonischen Aufbruch in Basel beschrieben hat. Ihre Maxime: genauer hinschauen.

Zur Architektur bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Mein Mann und ich haben nebeneinander in Zürich studiert – ich an der Universität, er an der ETH. Und da er als angehender Architekt wie alle Architekten eigentlich nur über Architektur sprach, nahm er mich mit zu seinen Vorlesungen, die René Furer und andere hielten. Wenn wir Bauten besichtigten, war das wie auf einem Pferdemarkt: Alles wurde genau inspiziert. Aber dadurch habe ich gelernt, besser hinzusehen. Vorher hatte ich Architektur nicht wahrgenommen – wie die meisten Menschen. Ich wollte immer Journalistin werden. Nachdem wir von Zürich nach Basel gezogen waren, landete ich als freie Mitarbeiterin bei der ‹Basler Zeitung›. Ich schrieb über Zollanlagen, Wintersport oder Ausgrabungen. Dann kamen immer mehr Architekturthemen dazu. Ich sagte, ich verstünde doch gar nichts von Architektur. «Frag doch deinen Mann», lautete die Antwort. Der musste dann tatsächlich meine Texte lesen. Von Baugrammatik und Widerspruchsgeist Die Zeit war paradiesisch: In Basel war viel los, und in der Zeitung gab es Platz für Geschichten: im Lokalteil, im Magazin, im Feuilleton oder in der sogenannten ‹Dreilandzeitung›. Grosse Wettbewerbe bekamen schon mal eine Doppelseite im Hauptteil. Der Kantonsbaumeister Carl Fingerhuth hatte eine Vorstellung von städtischer Grammatik und brachte auch private Bauherrschaften dazu, Wettbewerbe zu veranstalten. Als Privatinitiative gab es das neue Architekturmuseum, und bei den von Werner Blaser organisierten Vorlesungen internationaler Architekten war der Saal der Kunsthalle proppenvoll. In Weil am Rhein liess Rolf Fehlbaum spektakuläre Gebäude bauen – von Zaha Hadid, Frank Gehry und anderen. Die konnte sich dann jeder anschauen. Das ist wichtig, denn das Gebaute prägt uns. Wir leben darin. Ich fand das aufregend und wollte dazu beitragen, dass man genauer hinschaut. Die Stadtspaz...
Von der Wahrnehmung zu den Worten

Im Rückspiegel erzählt die Architekturjournalistin und Autorin Ulrike Zophoniasson (74), wie sie den architektonischen Aufbruch in Basel beschrieben hat. Ihre Maxime: genauer hinschauen.

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