Fuhr Ende der 1960er-Jahre für seinen ersten Traumjob mit dem Schiff nach Amerika: der Berner Architekt Andrea Roost. Fotos: Urs Walder

Wie ein Blick durchs Kaleidoskop

Im Rückspiegel erzählt Andrea Roost (80), wie ihn ein Schlüsselerlebnis in der marokkanischen Wüste zum Architekturstudium führte. 1973 gründete er sein Büro – und er arbeitet noch immer.

Ich wurde in Samedan geboren und besuchte später die Schulen in Thun. Architektur interessierte mich schon im ‹Gymer›. Doch zuerst begann ich ein Kulturingenieurstudium an der ETH Zürich. 1962 nahm ich an einer Studienreise teil. Wir fuhren via Spanien nach Marokko. In der marokkanischen Wüstenstadt Rissani hatte ich mein Schlüsselerlebnis. Weil es so kalt war, verliess ich frühmorgens unser Zelt, und da sah ich, wie das Mondlicht die nahegelegenen Lehmmauern beschien. Da wurde mir klar: Ich will Architekt werden. Ich studierte bei Bernhard Hoesli, René Furer war Assistent. Später war ich bei Alfred Roth, zuletzt bei Jacques Schader. Diplomiert habe ich bei Hoesli. Danach zog es mich in die Ferne, ich wollte auswandern. Dank einem Schreiben von Hoesli erhielt ich eine Assistenzstelle an der University of British Columbia. Doch eigentlich wollte ich bei Arthur Erickson arbeiten. Im Mai 1969 fuhr ich mit dem Passagierschiff ‹United States› von Le Havre nach New York, von dort reiste ich nach Kanada. In Vancouver zeigte ich Arthur meine Diplomarbeit. Er stellte mich ein, und meine Familie zog nach. Nach meiner Rückkehr in die Schweiz arbeitete ich zunächst beim Hochbauamt des Kantons Bern. Im August 1973 eröffnete ich mein eigenes Büro. Dort arbeite ich noch heute, denn Architektur fasziniert mich nach wie vor. Wir nahmen an 150 Wettbewerben teil. 22 gewannen wir, 19 Projekte bauten wir. Zeitweise führte ich in Bern und Basel 26 Angestellte, das war anspruchsvoll. Bewegte Innenräume Vieles hat sich mit der Zeit verändert. Aber kritisches Hinterfragen ist im Entwurfsprozess immer noch wichtig. Die Kunst des Verwerfens oder die Auseinandersetzung mit Gegenbildern hat mir schon manche Überraschung gebracht. Natürlich gibt es Enttäuschungen, etwa bei Wettbewerben. Deshalb halte ich es mit Jean Cocteau: «Ce que le public te reproche, cultivele, c’est toi.» Die Skiz...
Wie ein Blick durchs Kaleidoskop

Im Rückspiegel erzählt Andrea Roost (80), wie ihn ein Schlüsselerlebnis in der marokkanischen Wüste zum Architekturstudium führte. 1973 gründete er sein Büro – und er arbeitet noch immer.

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