Fritz Schwarz 2020 in der Erweiterung seines Möbelgeschäfts Neumarkt 17 von 1978. Das Hemd ist blau, wie immer. Fotos: Urs Walder

Fritz Schwarz (1930-2023)

Manche Bauten des Zürcher Architekten fanden spät Anerkennung. Andere sind noch immer umstritten oder nicht mehr da. Nun ist Fritz Schwarz tot. An seiner Beerdigung sollen alle Blau tragen, wünschte er sich.

«Meine Zeit ist rum», hatte Fritz Schwarz zu mir gesagt. «Den Laden führt jetzt mein Sohn Andreas. Das Büro hat mein Sohn Lucas übernommen. Wir haben verschiedene Auffassungen. Mit vielem bin ich nicht einverstanden, aber er muss neue Wege finden.» Es war im Sommer 2020, als ich ihn in seinem Reich besuchte. Das Schwarz-Reich am Neumarkt in der Zürcher Altstadt. Mir hat das imponiert: ein neunzigjähriger Mann, der akzeptiert, dass es neue Wege braucht. Wege ohne ihn. Drei Jahre später lief seine Zeit dann wirklich ab. Seine letzten Wochen habe er an der Sonne verbracht, in Südfrankreich und im Tessin, schreibt der BSA in der Todesanzeige, «bis auf einmal die Kräfte schwanden», am 17. September 2023. In Bewegung Fritz Schwarz war ein Architekt in Bewegung: Nach dem Diplom an der ETHZ ging es per Frachtdampfer in die USA und mit dem VW-Käfer durch Mittel- und Südamerika. Er arbeitete in New York und lehrte in Virginia, USA, und in Ahmedabad, Indien. Im ostafrikanischen Burundi gewann er den Wettbewerb für ein Kongresszentrum, das nie gebaut wurde. Er hatte Zweitzuhause im Bleniotal, in Paris und an der Cote d’Azur. In den 1960ern liess er zusammen mit Rolf Keller mit dem Gemeindezentrum in Muttenz die Gemüter der alten Modernisten und der jungen Wilden aufwallen – später schrieb das Architektenlexikon der Schweiz, er habe damit «neue Massstäbe in der Einpassung neuer Bauten in die historische Umgebung» gesetzt. In den Siebzigern baute er an der Siedlung Seldwyla in Zumikon mit und auch sein ‹Runddorf› in Benglen greift traditionelle Bauformen auf. Vor allem aber wirkte er in seiner Heimatstadt: Er war Gründer und aktiver Sekretär der Zürcher Arbeitsgruppe Städtebau, die sich bis in die 1980er Jahre für mehr Lebensqualität in der Stadt einsetzte. Und zu einem seiner Hauptwerke, dem Schwarz-Reich am Neumarkt, erzählte er mir folgende Geschichte: «1955...
Fritz Schwarz (1930-2023)

Manche Bauten des Zürcher Architekten fanden spät Anerkennung. Andere sind noch immer umstritten oder nicht mehr da. Nun ist Fritz Schwarz tot. An seiner Beerdigung sollen alle Blau tragen, wünschte er sich.

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