«Ich habe mich stets gegen Vereinfachungen zu wehren versucht»

Kaum jemand kennt die Schweizer Architektur der 1980er- und 1990er-Jahre so gut wie Martin Tschanz. Er plädiert dafür, die Vielfalt der Perspektiven im Blick zu behalten.

Fotos: Anne Morgenstern

Kaum jemand kennt die Schweizer Architektur der 1980er- und 1990er-Jahre so gut wie Martin Tschanz. Er plädiert dafür, die Vielfalt der Perspektiven im Blick zu behalten.

Der Schweizer Heimatschutz hat eine neue Kampagne lanciert. ‹Schweizer Baukultur 1975 – 2000› soll den Bauten aus dem letzten Viertel des 20. Jahrhunderts zu mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung verhelfen. Zunächst mag man sich fragen, ob das überhaupt notwendig ist: Gilt die Schweizer Architektur zwischen 1975 und 2000 nicht als internationale Erfolgsgeschichte? In den 1990er-Jahren wurden Namen wie Herzog & de Meuron, Gigon Guyer, Diener & Diener, Peter Zumthor und Meili Peter zu Aushängeschildern einer gefeierten «Swiss Architecture», ihre Bauten geniessen noch heute weltweit Wertschätzung. Ob aber damit schon alles erzählt ist, darf bezweifelt werden. Einer, der es wissen muss, ist der Architekturhistoriker, Kritiker, Ausstellungsmacher und Hochschuldozent Martin Tschanz (57). Seit Beginn der 1990er-Jahre begleitet er mit seinen hellsichtigen Texten die Schweizer Architektur, erst als Redaktor bei ‹Archithese› und ‹Werk›, später als freier Autor. 1998 richtete er am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt die Ausstellung ‹Architektur im 20. Jahrhundert: Schweiz› aus. ‹Architektur im 20. Jahrhundert: Schweiz› war eine prestigeträchtige Ausstellung. Dazu erschien ein gewichtiger Katalog, der schnell zum Standardwerk avancierte. Wie bist du als junger ETH-Assistent dazu gekommen, eine solche Ausstellung zu kuratieren? Martin Tschanz: Ursprünglich war die Ausstellung so aufgegleist, wie man sich das vorstellt. Es gab ein Gremium, und darin waren alle wichtigen Institutionen und Regionen mit ihren starken Figuren vertreten: Aurelio Galfetti, Ulrike Jehle, Werner Oechslin, Martin Steinmann, Bruno Reichlin. Aber dieses Gremium konnte sich nicht auf ein Ausstellungskonzept einigen. Wie ich im Nachhinein hörte, gab es die Idee, die Schweizer Architektur anhand eines einzigen Bauwerks darzustellen, sie über ein fundiert analysiertes Objekt «auf de...

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