Die Leuchte ‹Artelea› im Grossraumbüro
Im Auftrag von Zumtobel

Gekommen, um wiederzukehren

Kreislaufwirtschaft ist auch beim Produktdesign das Gebot der Stunde. Hersteller und Gestalterinnen sind gefordert. Das zeigt sich am Beispiel einer Leuchte, die auf dem ‹Cradle to Cradle›-Prinzip beruht.

Ende der 1990er-Jahre entwarfen der deutsche Chemiker Michael Braungart und der amerikanische Architekt William McDonough das ‹Cradle to Cradle›-Prinzip. Es steht für eine konsequente Kreislaufwirtschaft, die beim Produktdesign beginnt. Auch in der Lichtindustrie gewinnen kreislauffähige Geschäftsmodelle zurzeit an Bedeutung, zum Beispiel in der Ökodesign-Direktive der EU, die den Nutzerinnen ein Recht auf Reparatur zusichert. Der österreichische Leuchtenhersteller Zumtobel hat basierend auf ‹Cradle to Cradle› gemeinsam mit dem Beratungsinstitut EPEA und dem Designstudio Eoos eigene ‹Circular Design Rules› für Neuprodukte entwickelt. Sie zielen auf die Bewertung von Materialgesundheit und Produktzirkularität ab und sind speziell auf die Konstruktion von Leuchten zugeschnitten. Seit Mai 2021 müssen die Designregeln bei allen Neuproduktentwicklungen von Zumtobel angewendet werden. «Wir verstehen die Regeln als Grundkonzept, das wir aufgrund unserer Erfahrungen aus der Praxis und sich verändernder gesetzlicher Rahmenbedingungen fortlaufend ergänzen und optimieren», erklärt Ines Goebl, die bei Zumtobel für das Thema Nachhaltigkeit zuständig ist. «Gleichzeitig möchten wir mit unseren ‹Circular Design Rules› ganz konkrete Ziele erreichen, die drei Aspekte berücksichtigen: zirkuläre Beschaffung, zirkuläres Design, zirkuläre Systeme.»


Auch der Besprechungsraum erscheint im besten Licht.

Nun ist das erste Produkt erschienen, bei dessen Entwicklung diese Regeln angewendet wurden. ‹Artelea› heisst die Stehleuchte, und «sie ist gekommen, um zu bleiben – oder zumindest, um wiederzukehren», wie Zumtobel anlässlich der Präsentation schreibt. Konkret beginnt die Umsetzung der erwähnten Designregeln mit den verwendeten Materialien: Sie sind laut Hersteller bis zu 80 Prozent rezyklierbar. Damit sie sich bis zum Lebensende trennen und erneut nutzen lassen, kommen Rohstoffe wie Aluminium, Stahl oder Stahlblech zum Einsatz. Gleichzeitig sind alle Bestandteile leicht zugänglich verbaut; sie lassen sich bequem demontieren, etwa für die Reparatur oder die Optimierung. Auch die Lichttechnik kann unkompliziert ausgewechselt und neuen Technologien angepasst werden. «Bei den meisten Komponenten ist eine zweite oder sogar dritte Nutzungsphase möglich», erklärt Ines Goebl. «Das reduziert nicht nur den Materialverbrauch, sondern auch die CO2-Emissionen. Eine Wiederverwendung spart bis zu 74,2 Kilogramm CO2 ein.»


Draussen die blaue Stunde, drinnen angenehmes Arbeitslicht: ‹Artelea› in Viererkombination

Die modulare Bauweise bringt noch einen weiteren Vorteil mit sich: Die Leuchte lässt sich leicht auf verschiedene Arbeitsumgebungen abstimmen. ‹Artelea› gibt es in neun Varianten, von Einzel- und Doppelkopfmodellen bis hin zur Wandleuchte. «Büroräumlichkeiten müssen heute mehr denn je unterschiedlichen Bedürfnissen und Arrangements gerecht werden», sagt Harald Gründl, mit seinem Studio Eoos für das Design verantwortlich. Mit synchron zum Tageslicht verlaufenden Lichtfarben und -intensitäten sorge ‹Artelea› auch für mehr Aufmerksamkeit und entspanntere Augen. «Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können die Leuchte nach persönlichen Vorlieben einstellen und am Arbeitsplatz individuelle Lichtatmosphären schaffen.» Die neuen Leuchten lassen sich zudem vernetzen. Eine von Zumtobel entwickelte Technologie nutzt die Deckenreflektion, um ein Infrarotsignal zwischen Leuchten zu versenden: Erkennt eine Leuchte die Anwesenheit einer Person, wird sie aktiviert und sendet eine Information an die Leuchten in ihrer unmittelbaren Umgebung. Diese dimmen sich automatisch auf vordefinierte Niveaus und sparen so Strom.


Eine reduzierte Formensprache kennzeichnet das Design der Leuchtenfamilie.

Die Bemühungen der Firma Zumtobel um Nachhaltigkeit scheinen sich zu bewähren: ‹Artelea› wurde mit dem Bronze-Standard des ‹Cradle to Cradle›-Innovationsinstituts zertifiziert. Für Zumtobel ein Meilenstein. Dennoch sei man sich der Tatsache bewusst, dass die Transformation von der linearen Wegwerfwirtschaft zur Kreislaufwirtschaft einen fundamentalen Wandel in der Unternehmensstrategie sowie im Denken und Handeln der Mitarbeitenden erfordere. «Dabei geht es nicht darum, von Anfang an perfekt zu sein. Vielmehr geht es darum, Schritt für Schritt in die richtige Richtung zu gehen – und unterwegs innezuhalten, um neue Entwicklungen mit einfliessen zu lassen», sagt Ines Goebl.


Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz. Dieser Beitrag erscheint auch in der Hochparterre Sonderpublikation Werkplatz Spezial ‹Büro und Licht 2023›.

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