Die Klinkerriemchen gliedern die Fassaden horizontal. Fotos: Rene Dürr
Im Auftrag von AGZ Ziegeleien

Bausteine des Verbindenden

Das Neubauquartier Lindenhof in Wetzikon ist ein Projekt, das nicht nur Gebäude, sondern auch Generationen verbindet. Eine integrale Rolle spielt dabei das architektonische Element Klinker.

In der Zürcher Gemeinde Wetzikon, im Ortsteil Kempten, realisiert die Oase-Gruppe als Bauträgerin gemeinsam mit der Eigentümerin, der Anlagestiftung Swiss Life, im laufenden Jahr ein Mehrgenerationenquartier. In sieben Mehrfamilienhäusern entstehen 73 Wohnungen. Vier der Häuser sind für mehrere Generationen gedacht. Familienwohnungen wechseln sich ab mit kleineren Alterswohnungen. In drei Häusern finden sich Alterswohnungen mit einem hohen Behindertengerechtigkeitsstandard. Hinzu kommen ein Pflegeheim mit Demenzabteilung und drei Pflege-Studiowohnungen. Auf dem Areal wird aber nicht nur gewohnt. In den Erdgeschossen gibt es ein Fitnesscenter, ein Restaurant, einen Coiffeur, Büros der Siedlungsassistenz und einen Gemeinschaftsraum.


Im Bau: Das Quartier Lindenhof an der Hinwilerstrasse in Wetzikon

Die Wohnhäuser von oben

Die Gebäude unterscheiden sich in Volumen und Ausrichtung. Sie befinden sich entlang der Hinwilerstrasse hinter dem Volg-Laden beim Strassenkreisel in der Quartiermitte. Zwei der Wohnbauten und das Pflegeheim orientieren sich an der Strasse, dahinter sind die übrigen Bauten frei im Areal angeordnet. Zwischen den Gebäuden entstehen unterschiedliche Räume; baumbestandene Plätze und Gassen verbinden die Gebäude und deren Eingänge. Die Wege öffnen sich hin zu den Nachbargrundstücken. Das Areal soll durchlässig sein. In die Häuser mit Familienwohnungen gelangt man über offene Treppenhäuser, in denen sich Kletterpflanzen emporranken; die Bewohnerinnen und Bewohner begegnen einander auf grosszügigen Erschliessungszonen; zwischen den Häusern laden Wasserspiele, ein Spiel- und ein Pétanque-Platz zu generationenübergreifenden Begegnungen ein. Mäuerchen aus Stampfbeton, auf denen man auch sitzen kann, grenzen Plätze und Wege von den Grünflächen ab.

Die Fassaden bestehen aus den Klinkerriemchen ‹WDF Akita› und ‹Rega› von Vandersanden. Das Material erinnert an frühere Industrie- und Gewerbebauten und wird in der Schweiz von AGZ Ziegeleien vertrieben. Es eignet sich gut, um den Fassaden aus planen Wänden mit grossen Fensteröffnungen mehr plastische Tiefe zu verleihen. Ausserdem fasst die Materialisierung die unterschiedlichen Kubaturen der Gebäude zusammen. «Das Material ist hochwertig, identitätsstiftend und auch ein Bekenntnis des Bauträgers, sich für den Ort und die Bewohner einzusetzen», sagt die am Projekt beteiligte Architektin Tina Gernet. Klinker, Sicht- und Stampfbeton sowie Metall prägen den Hochbau der Siedlung. Gesucht war eine ruhige, zurückhaltende und im Detail präzise Wirkung. Der Klinker ist auf den Fassadenflächen im wilden Verband verlegt. Bei den teilweise überhohen Erdgeschossen, manchmal auch zwischen weiteren Geschossen, betonen abwechselnd hervorstehende Steinlagen aus 36 statt 20 Millimeter dicken Riemchen die Fassaden. Zum Erdreich hin weisen die Gebäude einen sichtbaren Betonsockel auf.


Gassen und Plätze zwischen den Häusern

Die Klinkerriemchen gliedern die Fassaden horizontal.

Die Materialwahl hat auch praktische Gründe. Die Isolationsfassade könnte verputzt und gestrichen werden, doch die Verblendung wäre stossempfindlich und liesse das Verlegemuster des Isolationsmaterials durchscheinen. Klinkerriemchen hingegen sind ein robustes, da schlag- und wetterbeständiges Naturprodukt aus gebranntem Ton. Mit der Zeit erhält es eine interessante Patina, und die unregelmässige Oberflächenstruktur verleiht den Fassaden eine spielerische Note. Zum Einsatz kommen zwei Stein- und Fugenfarben: bei den Häusern A bis F Riemchen aus dem hellgrauen ‹WDF Rega›-Klinker mit helleren Fugen, beim Pflegeheim anthrazitfarbene aus ‹WDF Akita›-Klinker mit dunkleren Fugen. So wird signalisiert: Es gibt zwei unterschiedliche Gebäudearten im Areal – Wohnhäuser und das Pflegeheim –, aber alles gehört zusammen.

Das Projekt in Wetzikon ist nicht das erste, bei dem die Architekten mit Klinkerfassaden arbeiten. Die Erfahrungen mit dem Baustoff sind gut: «Es ist ein cleveres Material. Es hat eine lange handwerkliche und kulturelle Tradition und bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten», so Tina Gernet. Die Ausführung als Riemchen ermöglicht, das Material mit heutigen Isolationsfassaden zu verbinden. Die Steine lassen sich unterschiedlich anbringen – sie erlauben das Spiel mit Fugenfarben, Verlegeweisen und sogar Ornamenten.

close

Kommentare

Andreas Konrad 23.04.2024 23:13
Wenig braucht, und das Schweizer Klötzli kommt wie poetische Hafenarchitektur daher. Schön !
Kommentar schreiben