Die Musikerin und Gestalterin Madlaina Janett (rechts) und die Historikerin Dorothe Zimmermann von der «Kulturstube» haben einen neuen Stadtrundgang durch Zürich eingerichtet: «Ländlerstadt Züri». Fotos: Aschi Meyer

Ländlerstadt Zürich

Die Musikerin und Gestalterin Madlaina Janett und die Historikerin Dorothe Zimmermann von der «Kulturstube» haben einen neuen Stadtrundgang durch Zürich eingerichtet: «Ländlerstadt Züri».

Landläufig meint man ja, die Ländlermusig sei eine Bauernmusik vom Land. Das stimmt nicht. Der «Bündnerstil» mit zwei Oergeli, zwei Klarinetten und Bassgeige haben wesentlich Musikanten in der Stadt Bern geprägt unter Leitung vom Zöllner Luzi Bergamin, der «typische Stil der Innerschweiz» ist ein Erfindung von Zürich. Hier erlebte die Volks- und Ländlermusik vor gut hundert Jahren ihre ganz grosse Zeit. Dutzende Kapellen waren unterwegs zwischen Niederdorf- und Langstrasse, von weit her kam das Publikum, und Stammgäste waren all die Arbeiterinnen und Arbeiter, die aus den Bergen in die Vorstädte Zürichs emigriert waren. In Zürich auch wurde in der «geistigen Landesverteidigung» aus der Ländler- die nationale Schweizer Musik. Eine Zumutung, die das Oergelen und Bödelen für viele Jahre in den Griff genommen hat. «Ländlerstadt Züri» führt zu den Orten, wo Stocker Sepp und andere Ländlerkönige örgelten und klarinettelten, der Rundgang geht zur wunderlichen Geschichte des Fondues, zu Beispielen ländlich-nationalen Bauens in der Grossstadt, zu Heidis Heimat, wo heute die Nationalbank steht, und zu Schützenfesten, Trachtenbewegung und Landidörfli. Madlaina Janett, selber eine Volksmusikantin, und Dorothe Zimmermann führen in anderthalb Stunden unterhaltsam vor, dass nicht überall Land drin ist, wo Ländler drauf steht. Premiere hatte ihre Führung an der «Stubete am See», bis Ende Dezember findet sie regelmässig statt. Nächstes Mal: Sonntag, 2. September um 14 Uhr. www.kultur-stube.ch weiss wann sonst und wo und auch, ob es grad noch ein Konzert gibt. Und wer sich für eine Geschichte der Schweizer Volksmusik und die Schönheit deren zeitgenössischer Formen interessiert, findet ein Feuilleton von Hochparterres Chefredaktor Köbi Gantenbein dazu in der WoZ.

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