Für einmal in Gross: Plakatserie zur Lancierung der vierten «Footnotes»–Ausgabe in den Strassen von Genf. Bild: La Police

Kleines Heft, schwere Brocken

Auch in seiner neuesten Ausgabe lässt ‹Footnotes› kein typografisches Detail aus. Eine geheftete Liebeserklärung auf 52 Seiten an die Schrift und den Raum dazwischen.

Es ist schon eine Weile her: Wollte man früher eine Nummer oder Adresse finden, nahm man ein schweres Telefonbuch zur Hand – ein dicker Brocken. Die vierte ‹Footnotes›-Ausgabe (Ausgabe D, mit fortlaufender Seitenzahl seit Ausgabe A) fällt glücklicherweise deutlich handlicher aus. Das Heft rund um das Forschungsfeld Schriftdesign kann es mit seiner inhaltlichen Dichte aber durchaus mit einem tausendseitigen Wälzer aufnehmen. Beim Durchblättern fällt eine einzelne lose Seite aus einem niederländischen Telefonbuch heraus (schwarze Schrift auf lachsfarbenem Papier, Kategorie ‹Supermarkten›). Es ist ein Relikt vergangener Tage: Die Schrift ist klein, die Zeilen eng gesetzt, kein Platz wird hier verschenkt – dies gilt auch für das ‹Footnotes› selbst.    ###Media_2### Der Designer und Schriftgestalter Martin Majoor gibt auf den ersten zehn Seiten des Hefts einen tiefen Einblick in das niederländische Telefonbuch, an dessen letzter Iteration er Anfang der 1990er-Jahre massgeblich beteiligt war. Was vordergründig wie eine banale Aneinanderreihung von Datensätzen scheint, erhält erst durch Schrift und Typografie eine lesbare Struktur. Ordnung beginnt hier im Kleinen. Oder in diesem Falle, mit der Entwicklung einer eigenen und für den Zweck optimierten Schrift, äusserst naheliegend ‹Telefont› genannt.   ###Media_3### Mit viel Hingabe und einer gewissen Detailversessenheit widmet sich ‹Footnotes› Geschichten wie dieser. Das Heft ist eine Zeitkapsel, erzählt von Schrift im Kleinen (das Telefonbuch), Schrift im Groben (Woodtype) und den technologischen Wandel in der Schriftgestaltung. Alle Geschichten vereint eine schwer zu fassende unterkühlte Leidenschaft. Das Heft ist gleichzeitig der Beleg dafür, wie viel Schrift leisten kann. Das niederländische Telefonbuch wurde übrigens 2018 eingestellt und ist selbst nur noch eine Fussnote unter vie...
Kleines Heft, schwere Brocken

Auch in seiner neuesten Ausgabe lässt ‹Footnotes› kein typografisches Detail aus. Eine geheftete Liebeserklärung auf 52 Seiten an die Schrift und den Raum dazwischen.

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