Endprodukt

Aus Gefundenem entwerfen

So wenig neues Material wie möglich zu verwenden, war die Aufgabe für die Studierenden der Innenarchitektur an der HSLU. Livio Erni hat einen Hocker aus aus gebrauchten Feuerwehrschläuchen entworfen.

Im vergangenen Semester stellte sich im Kontext des Modul ‹Design Basic› folgende Aufgabe: Mit vorhandenen Materialien ein begehrenswertes Objekt gestalten mit dem Schwerpunkt Upcycling und Wiederverwendung. Die Herausforderung bestand darin, so wenig neues Material wie möglich zu verwenden. Das fertige Produkt musste in Originalgrösse für Praxistests zur Verfügung stehen, damit die Authentizität überprüft werden kann. Entstanden ist der F-Hocker, hergestellt aus gebrauchten Feuerwehrschläuchen, die eine robuste und gleichzeitig flexible Struktur bieten. Die Materialwahl repräsentiert nicht nur eine nachhaltige Praxis durch die Wiederverwertung von gebrauchten Schläuchen, sondern trägt auch durch die Verarbeitungsmethode ‹Do it yourself› zu einem unverwechselbaren Charakter bei. Diese Methode unterstützt in nachhaltiger Sicht, dass der Ressourcenverbrauch und Abfall reduziert wird. Das Thema der Nachhaltigkeit ist nicht mehr wegzudenken und immer präsent, das finde ich wichtig und gut.


Skizze als Ausganslage

Ausganglage des gefundenen Materials

Herstellung

Inspiriert hat mich die Idee des F-Hocker dadurch, dass ich ein Mitglied der Feuerwehr bin und mit dieser Materie zu tun habe. Die andere Inspirationsquelle war der Bold Chair von Big Game. Seine klaren Linien und die schlichte Formgebung dienten als Ausgangspunkt, um ein neues Design zu schaffen, das durch die Verwendung von Feuerwehrschläuchen eine unkonventionelle Ästhetik erhält. Eingesetzt werden kann der Hocker im Aussen- sowie im Innenbereich. Der Hocker ist mobil und flexibel platzierbar, jedoch hat er durch die Materialwahl ein Gewicht von circa 30 Kilogramm. Die Herstellung des Hockers begann mit dem Organisieren der Feuerwehrschläuche. Der darauffolgende Schritt des Prozesses umfasst das Pröbeln mit den Schläuchen. Um die gewünschte Form zu erreichen, habe ich zunächst den Einsatz von Bauschaum als experimentelles Medium in Betracht gezogen. Aus nachhaltigen Überlegungen und Kostengründen hat sich dieses nicht durchgesetzt. Um das Bild des steinharten, runden Feuerwehrschlauchs unter Wasserdruck zu vollziehen, habe ich mich schlussendlich für den Einsatz von Beton entschieden. Dieser ist jedoch in der Herstellung keinesfalls nachhaltig, kann aber bei sortenreiner Trennung wieder recycelt werden.

Als Vorbereitung werden die Schläuche abgelängt und in die vorbereitete Form platziert, wo sie nach dem Giessen aushärten. Zum Einfüllen des Betons habe ich passgenaue Verschlüsse aus Holz gemacht, welche ich im Schlauchende platziert habe. Das Einfüllen war ein rechter Chrampf, da das Gewicht und die freie Form das Ganze erschwert haben. Nach dem Trocknen des Betons habe ich die einzelnen Teile sorgfältig zusammengefügt, wobei die Verwendung vom Schlauch wieder zum Einsatz kam, indem die Beine auf beiden Seiten von einer Schlaufe gehalten werden. Im Innenbereich der Schlaufe befindet sich ein Vollkernstück, das zur Verschraubung und Stabilisation der Beine dient. In den Ecken habe ich mit Montagekleber und einem Textilband gearbeitet, um die Sitzfläche zusammenzuhalten.


Nach der Aushärtung des Betons

Detail der Sitzfläche

Endprodukt

Als letzter Arbeitsschritt gilt es, die Bodenfläche mit einer Trennscheibe gerade zu schneiden, um eine gleichmässige und stabile Basis für den Hocker zu erreichen. Dieser letzte Schritt rundet den Produktionsprozess ab und bringt ein Möbelstück hervor – nicht nur funktional und langlebig, sondern auch ein Beispiel für ein kreatives Upcycling-Produkt. Die ganze handwerkliche Arbeit war sehr abwechslungs- und lehrreich. Mir gefällt es sehr, physisch zu arbeiten und freue mich auf weitere solche Projekte.

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