Leonid Slonimskiy leitet das Zürcher Büro von Kosmos.

Grenzenlose Gestalter

Kosmos Architects haben ihre Wurzeln in Moskau und operieren heute von Zürich und Graz aus. In ihrer Arbeit verweben sie Theorie und Praxis, Kunst und Architektur.

Leonid Slonimskiy und Artem Kitaev lernten sich während des Studiums am Moskauer Architektur-Institut kennen, einer Schule nach dem Modell der französischen École des Beaux-Arts. 2012, ein Jahr nach Studienabschluss, verbuchten die beiden Architekten den Wettbewerbsgewinn für den temporären Ausstellungspavillon des Kunstmuseums Garage Center for Contemporary Culture im Moskauer Gorki Park – es war der erste gemeinsame Erfolg. Danach zog es Slonimskiy und Kitaev in die Welt hinaus. Letztendlich landeten beide in Basel bei Herzog de Meuron, 2017 gründeten sie das Büro Kosmos Architects.

 

Kosmos im Videoportrait

 

Slonimskiy empfängt uns in Zürich. Bevor wir einen Rundgang durch den Büroraum machen, setzen wir uns in den angenehmen Schatten vor dem Atelier bei Kaffee und Gipfeli. Für den Architekten ist Zürich längerfristig ein guter Lebensmittelpunkt, «obwohl nicht riesig, ist die Stadt international und bietet ein inspirierendes Umfeld für Architekten. Zudem ist die Lebensqualität sehr hoch».

Narrative Projektvisualisierungen schmücken die Bürowände, dazwischen findet sich ein Wandbehang. Diesen haben Kosmos Architects für die XII Bienal Internacional De São Paulo entworfen. Er zeigt die schlimmsten Umweltsünden der industrialisierten Menschheit in geschickter handwerklicher Technik. Die Sitzhocker und die klappbare Stehlampe sind eigene Produktentwicklungen aus ready-made Materialien.

 

Erzählerische Visualisierungen sind eine Spezialität von Kosmos. Ihre Vision für Klybeck Plus in Basel entwickelten sie zusammen mit Kühne Wicki. (Bild: Kosmos)

 

Dreizehn Personen aus sechs europäischen Ländern gehören aktuell zu Kosmos. Die meisten von ihnen studierten Architektur, zum Team gehören aber auch Spezialistinnen aus anderen Fachbereichen und Kunstschaffende – etwa ein in Paris lebender Künstler, der die Ästhetik der Visualisierungen mitprägt. «Mit unseren Bildern fokussieren wir auf die Essenz eines Projektes. Darum sollen die realisierten Projekte nahe an der Atmosphäre der Visualisierungen sein.»

 

Der Pavillon in Barcelona besteht aus gefundenen Bau- und Abbruchmaterialien. Bild: Laurian Ghinitoiu

Kosmos entwickelten ihn Zusammen mit dem Kollektiv Parabase für das Model Barcelona Festival 2023. Bild: Kosmos

 

Sowohl der theoretische Diskurs wie auch die praktische Umsetzung sind für das Büro wichtig. Beide Partner sind in der Lehre tätig; Slonimskiy unterrichtet an der HEAD in Genf, Kitaev an der TU Wien. Ein Blick ins Portfolio von Kosmos zeigt die unterschiedlichsten Massstäbe und Kontexte: Möbel, Kunstinstallationen, Bau- und Umbauprojekte, Wettbewerbe, visionäre Raumplanungen. Das Büro hat weltweit an Architekturausstellungen teilgenommen und in verschiedenen europäischen Ländern Projekte umgesetzt. Etwa eine Skaterhalle im russischen Kazan oder dieses Frühjahr den Pavillon ‹Permanently Temporary› aus Re-use Bauteilen in Barcelona. Für die utopische Gemeinschaft Château Chapiteau in Georgien entwickelte Kosmos den Masterplan und realisierte verschiedene Kleinbauten. Ein blechernes Werkstattgebäude auf dem Château-Chapiteau-Areal erhielt mit der basilikaartigen Form und Bemalung eine poetische Komponente. Ebenfalls entwarfen die Architekten im Auftrag der Gemeinschaft eine Notunterkunft für Geflüchtete, deren Prototyp sich auf dem Areal befindet.

 

Für die Gemeinschaft Château Chapiteau in den georgischen Bergen wandelten die Architekten eine Scheune in ein Mehrzweckgebäude um. Bild: Kosmos

Das Blechhaus in Château Chapiteau war ursprünglich als Flüchtlingsunterkunft konzipiert und dient heute als minimale Wohneinheit. Bild: Kosmos

 

Gibt es bei dieser grossen Vielfalt auch Aufträge, die das Büro Kosmos nicht annehmen würde? «Für einen Bauherrn mit schlechten Absichten würden wir nicht arbeiten», sagt Slonimskiy nach einer Denkpause.

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