Peter Ess in seinem ‹Aktionsraum›. In diesem Ladenlokal in Zürich-Wiedikon arbeiten er und seine Frau Erika Ess-Ochsner seit mehr als 50 Jahren. Fotos: Urs Walder

Debattieren aus Leidenschaft

Im Rückspiegel erzählt Peter Ess (78), wie er das Wettbewerbswesen und das genossenschaftliche Bauen in Zürich zur Blüte gebracht hat. Der einstige Amtschef ist nach wie vor gefragt als Jurypräsident.

Mir ist schon im Studium klar geworden, dass ich nicht der begabteste Zeichner und Entwerfer bin. Meine Stärke liegt im Analysieren und Debattieren. Man attestiert mir, dass ich schnell die Essenz einer Sache herausschälen und einfach erklären kann. Ich kann genau zuhören und sofort reagieren, bringe ein Gegenargument ins Spiel und finde in der Antwort ein Element, mit dem man weiterarbeiten kann, so entwickelt sich die Idee weiter. Diese Dialektik der Auseinandersetzung ist meine Leidenschaft. Ich entwickle Projekte nicht mit dem Zeichenstift, sondern mit Menschen. Es geht mir darum, Ideen mehrheitsfähig zu machen – um sie dann bis zum Schluss durchzuziehen, auch gegen Widerstände. Als Chef des Amts für Hochbauten der Stadt Zürich war einer meiner Leitsprüche seinerzeit: «Wir wollen nicht gute Projekte machen, sondern gute Bauten.» Den Architekturwettbewerb habe ich natürlich nicht erfunden. Aber ich habe die Stadträtin Ursula Koch davon überzeugt, städtisches Bauland nur noch unter der Bedingung eines Wettbewerbs an Baugenossenschaften abzugeben. Bis dahin hatte die Stadt ja kaum Einfluss auf die Qualität der geplanten Projekte. Das funktionierte schon bei den ersten Wettbewerben, der ASIG-Siedlung Rütihof, den Metron gewann, und der Siedlung In Böden mit ADP Architekten. Beides sind bis heute überzeugende Projekte. Seither führen Zürcher Baugenossenschaften – und andere Bauherrschaften – freiwillig Wettbewerbe durch. Sie sind damit zu Pionieren geworden: Die Wettbewerbe haben innovative Grundrissformen gefördert, bessere Lösungen im Freiraum ermöglicht, zu neuen Formen von Zusammenleben, von Wohnen und Arbeiten geführt. Das ist mein grösster Stolz: dass wir mit unserer Wettbewerbskultur neue Dynamik in den genossenschaftlichen Wohnungsbau bringen konnten. 2012 wurde ich dafür mit dem BSA-Preis geehrt. Ein neues Zeitalter Heute wird das Wettbewerbswes...
Debattieren aus Leidenschaft

Im Rückspiegel erzählt Peter Ess (78), wie er das Wettbewerbswesen und das genossenschaftliche Bauen in Zürich zur Blüte gebracht hat. Der einstige Amtschef ist nach wie vor gefragt als Jurypräsident.

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