Der alte Kiosk hat doch Charme. Fotos: www.mythenquai.ch

Wettbewerb Strandbad Mythenquai in Zürich: Experiment gescheitert

Die Stadt sah im Wettbewerb für eine neues Kioskgebäude eine grosse Chance. Doch der Wettbewerb, der zu viel wollte, ist gescheitert. Ein Kommentar.

Wer kennt sie nicht die grossen, gelben Sonnenschirme des Stranbads Mythenquai in Zürich? Zugegeben das Kioskgebäude mit den Schirmen von Hubacher und Issler von 1976 nimmt nicht gross Rücksicht auf die Badi-Bauten der 1950er-Jahre. Muss es auch nicht, den es steht allein am See. Nun sollen die originellen Schirme einem Neubau weichen, weil er, so sagt es die Stadt, heutigen Anforderungen nicht mehr genüge, zu wenig Lagerfläche habe, und die Waren während den Betriebszeiten durch die Badeanstalt geliefert werden müssen. Bis letztes Jahr hat der Kiosk funktioniert und er wird es auch diese Saison noch tun. Geht man aber trotzdem davon aus, es benötige einen neuen Kiosk, braucht es also einen Projektwettbewerb. Die Stadt Zürich hat ihn vorbildlich offen ausgeschrieben und wurde mit 140 Projekten eingedeckt. Hochparterre empfiehlt mehr offene Wettbewerbe durchzuführen, damit sich die Zahl der willigen Selbstausbeuter auf mehrere – und nicht als nur zwei offene Wettbewerbe pro Jahr – verteilt.

Einen ersten ersten Schock verabreichte die Jury den Teilnehmern, als sie verkündigte, dass keines der eingereichten Projekte überzeugen konnte und deshalb zwei Projekte anonym überarbeiten liess. Den zweiten Schock hatten die Teilnehmer als sie sich die Wettbewerbsausstellung anschauten. Auf dem zweiten Platz ein zwar faszinierender Holzpavillon, der aber weder gastromisch funktionierte noch baubar war. Auf dem ersten Rang ein durchschnittliches Projekt, das wohl gewonnen hat, weil es nichts falsch machte.

Was ist geschehen? Die Stadt Zürich wagte ein Experiment und zwang die Architekten zur Zusammenarbeit mit Künstlern und Landschaftsarchitekten. Man wollte «interdisziplinär erarbeitete, integrative Projektvorschläge» erhalten. Mag sein, dass vielen Architekten diese Zusammenarbeit neu war und zu wenig vertieft wahrnahemn, wie es in den Schlussfolgerungen der Jury heisst. Doch es lag in der Konstruktion des Verfahrens, dass der Versuch zum Scheitern verurteilt war. Unter engem Kostenrahmen und strengen betrieblichen Bedingungen – immerhin attestiert die Jury fast allen Teilnehmern, dass sie das Kostenziel eingehalten haben – war es schier unmöglich dem Projekt noch etwas Kunst beizumischen, die auch noch nichts kosten durfte. Interessante Kunstbeiträge schieden aus, weil die Architektur dazu nicht genügte. Die Jury hat selbst viel diskutiert, «ob Kunst überhaupt in einem anonymen Verfahren, losgelöst von der Person des Künstlers und im Dialog mit Architektur evaluiert werden kann».

Weiter hat sich gezeigt, dass die Überarbeitung unnötig war, denn beide Projekte konnten die kritisierten Punkte nicht lösen. Zur Entschuldigung zur Wahl des komplizierten Mischverfahrens lassen wir zwar gelten: Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aber gewisse Dinge hätte man wissen müssen. Und man soll nicht alles ausprobieren – besonders nicht auf Kosten der Architekten.

close

Kommentare

roman 08.02.2011 14:17
.... es sollte in der zwischenzeit klar sein, dass die stadtzürcher halt immer alles neu erfinden wollen und natürlich auch viel besser machen wollen, so sind sie eben !
zamarian 08.02.2011 12:36
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Eine kleine Frage vielleicht: Bin ich der einzige, der sich angesichts drastischer Budgetkürzungen beim AHB über die Tatsache zu amüsieren vermag, dass ein Wettbewerb für ein Strandbadkiöskchen unter erheblichen Mehrkosten in eine zweite Runde geschleppt werden muss?
Kommentar schreiben