Die Brüstungsbänder gliedern die Fassade horizontal. Fotos: Kellenberger + Hirt Architekten

Horizontale Bänder

Kellenberger + Hirt Architekten gewinnen nun offiziell den Wettbewerb für das Schulhaus Herrenmatte in Einsiedeln.

Die Gerüchteküche brodelte lange. Seit mehr als einem Jahr ist der Wettbewerb für das Schulhaus Herrenmatte in Einsiedeln entschieden. Es war nichts zu erfahren und selbst rangierte Teilnehmer wussten nicht, wie es weitergeht, nachdem eine Beschwerde eingegangen war. Sie erhielten kein Preisgeld und keine Informationen.

Das Verwaltungsgericht des Kantons Schwyz hat am 15. November 2012 die Beschwerde teilweise gut geheissen und den Zuschlagsentscheid des Bezirksrats aufgehoben. Der Grund: eine erhebliche Überschreitung des vorgegebenen Kostenziels könne einen wettbewerbsverfälschenden Charakter haben. Das Gericht stellte zwar nicht das ganze Verfahren in Frage, aber gab doch ein Vorgehen vor: Der Bezirksrat solle als Bauherr in seinem Ermessen die Schwelle des Kostenziels vorgeben. Wenn rangierte Projekte dieses nicht erreichen, seien sie von der Preiserteilung auszuschliessen. Einsparungsmöglichkeiten liessen die Richter als letztes Hintertürchen noch offen. Was war nun zu tun?

Der Bezirksrat liess die Grobkosten projektunabhängig auf Basis des Raumprogramms und den Nutzflächen nach eBKP-H (Baukostenplan Hochbau nach Elementen) schätzen. Die Berechnung kam auf 33 Mio. Franken. Der Bezirksrat setzte das Kostenziel dann auf ±15% fest, was Kosten von maximal 38 Mio. Franken entspricht. Die Kosten der sieben Projekte, die vor einem Jahr in die engere Wahl gekommen waren, wurden darauf ermittelt. Die Projekte auf dem sechsten (Peter Moor, Zürich) und siebten Rang (Gramazio & Kohler, Zürich) überschritten die Maximalkosten um etwa 6%. Da die Jury befand, dass bei diesen beiden Projekten auch mit Einsparungen das Kostenziel nicht erreicht werden kann, wurden sie von der Preiserteilung ausgeschlossen. Und auch für einen Ankauf reichte es bei beiden Projekten nicht. Die Jury beurteilte die restlichen fünf Projekte nochmals und setzte die gleiche Rangfolge fest, wie sie es schon einmal getan hat. Viel Aufregung also um wenig Veränderungen. Die ausgeschlossenen Projekte, die zuerst auf den Rängen sechs und sieben gelandet waren, müssen auf 12 000 und 8000 Franken Preisgeld verzichten. Das Geld verteilte die Jury auf die fünf erstrangierten Projekte.

Felix Kellenberger und Mario Hirt beantworten unsere drei Fragen.

Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Felix Kellenberger und Mario Hirt: Die horizontale Gliederung der Fassaden in Fenster- und Brüstungsbänder erzeugt ein additives System. Dies ermöglicht unterschiedlich hohe Trakte bündig oder mit Zwischenraum zu einer plastischen Form zu fügen. Das Raumprogramm konnte dadurch auf überzeugende und einfache Weise in den leicht abfallenden Hang eingepasst werden.

Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Der abgestufte Baukörper nimmt Bezug auf die ausfransende, örtliche Bebauungsstruktur und markiert den Übergang in den Landschaftsraum. Als Grossform schafft der Neubau einen für den Schulbetrieb wertvollen Ort mit hohem Wiedererkennungs-Effekt.

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?
Wir legten Wert auf eine Entwurfsidee, deren räumliche und formale Kraft schon durch ein einfaches Arbeitsmodell kommuniziert werden kann. Der Schwerpunkt lag in der Umsetzung des Programmes mit angemessenen und beschränkten Mitteln.

Schulhaus Herrenmatte, Einsiedeln

Offener Projektwettbewerb mit 54 Teams für die Gemeinde Einsiedeln
– 1. Rang: Kellenberger + Hirt Architekten, Zürich
– 2. Rang: Froehlich & HSU Architekten, Zürich
– 3. Rang: Claudia Schermesser Architektin, Zürich, und Christian Oeschger Architekt, Zürich
– 4. Rang: Allemann Bauer Eigenmann Architekten, Zürich
– 5. Rang: Schmid Schärer Architekten, Zürich

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