Aussenbild

Gesucht: «Städtebauliche Vorzüglichkeit»

Weil dem Gestaltungsplan die geforderte «städtebauliche Vorzüglichkeit» fehlte, wurde für einen Neubau in Flawil ein Wettbewerb durchgeführt. Brechbuehler und Walser Architekten beantworten unsere drei Fragen.

Auf der Parzelle des ehemaligen Hotels Bahnhof-Post am Bahnhofplatz in Flawil (SG) sollen altersgerechte Wohnungen entstehen, 2013 wurde dazu ein Gestaltungsplan erarbeitet. Im Rahmen einer Rekursbeantwortung kam das Amt für Raumentwicklung und Geoinformation (AREG) zum Schluss, dass es dem Gestaltungsplan an «städtebaulicher Vorzüglichkeit» mangle. Diese aber ist laut Baugesetz Voraussetzung für die Genehmigung von Gestaltungsplänen. Bemängelt wurde primär die Fassadengestaltung. Über einen  selektiven Projektwettbewerb suchte die «Stiftung für Wohnungen mit Pflegeangebot in Flawil» nun nach Vorschlägen mit einer «hochwertigen Fassadengestaltung» und einer «optimalen Raumaufteilung» im Innern. Stellung, Form und Grösse des Volumens waren nach wie vor festgelegt, aber aus dem monolithischen Gebäude sollte ein Haus mit «städtebaulich vorzüglicher Gestaltung» werden.
In den Augen der Jury lösten die Architekten Barbara Brechbuehler und Patrick Walser, beide Assistenten am Lehrstuhl von Miroslav Šik, die Aufgabe am besten. Mit «einfachen und wirkungsvollen Operationen» – der vorgeschriebene Gebäuderücksprung im Erdgeschoss wird mit einer Arkade aufgefangen, das oberste Geschoss wird mit einem umlaufenden Gurtgesimse hervorgehoben und von einem vorspringenden Dachrand bekrönt – gelinge es, die Körperhaftigkeit des Volumens zu betonen und den repräsentativen Charakter des Hauses am Bahnhofplatz zu unterstreichen.

Brechbuehler Walser Architekten beantworten unsere drei Fragen.

Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Der im Gestaltungsplan definierte, grossmassstäbliche Kubus wird durch die Fassadengliederung proportioniert und durch einen optisch reichhaltigen, feingliedrigen Ausdruck in die Umgebung eingepasst. Dadurch gelingt sowohl der Bezug zum Bahnhofsplatz wie auch zum kleinteiligen Stickerquartier.

Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Das Haus bildet je nach Ausrichtung unterschiedliche Adressen aus: Als neues Haus am Bahnhofsplatz orientiert sich das Restaurant mit einer vorgelagerten Arkade als gedecktem Aussenbereich auf den Platz. Als Tor zur Altstadt befinden sich an der Seite zur Bahnhofstrasse der Restauranteingang sowie ein mögliches Ladenlokal. Abgewandt von den öffentlichen Seiten liegt in Richtung Stickerquartier als Zugang zu Foyer und Atrium die private Adresse für die Wohnungen in den Obergeschossen.

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?
Die Balance zu finden, dem Haus an diesem zentralen Ort einen angemessenen städtischen Auftritt zu verschaffen, ohne die kleinteilige Wohnnutzung zu verbergen. Und sich dabei ganz selbstverständlich in den Kontext einzufügen.

Neues Wohnen am Bahnhof Flawil
Projektwettbewerb im selektiven anonymen Verfahren für die «Stiftung für Wohnungen mit Pflegeangebot in Flawil»
Fachjury: Diego Gähler, Gundula Zach, Michael Geschwentner
– 1. Rang: Brechbuehler Walser Architekten, Zürich
– 2. Rang: Igual&Guggenheim, Zürich
– 3. Rang: Joos & Mathys Architekten, Zürich
Weitere Teilnehmer:
– Stutz Bolt Architekten, Winterthur
– Aschwanden Schürer Architekten, Zürich
– Zimmer Schmidt Architekten, Zürich
– Ackermann Architekt, Basel
– Herter Architekt, Erlenbach

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