Träf und prophetisch: «Die Stadt ist gebaut.»
Heute vor 30 Jahren sagte die damalige SP-Stadträtin Ursula Koch an einer SIA-Hauptversammlung: «Die Stadt ist gebaut». Unzählige Male wurde der legendäre Satz seither zitiert und dabei meist absichtlich falsch verstanden. Dabei nahm er vorweg, was heute selbstverständlich ist.
Heute vor genau 30 Jahren sagte die damalige SP-Stadträtin Ursula Koch den legendären Satz «Die Stadt ist gebaut». Dieser Satz – träf und einprägsam – war ein winziger, aber wichtiger Bestandteil ihres Vortrags am 16. März 1988 an der SIA-Hauptversammlung in Zürich. In der gereizten Diskussion um die neue BZO wussten bürgerliche Politiker diesen Winzling aus dem Zusammenhang zu reissen und ihn in einen Giftpfeil gegen die Stadträtin zu verwandeln: Koch wolle Zürich das Bauen verbieten.
Mitnichten! Koch plädierte vor den Architekten und Ingenieuren stattdessen klug für ein anständiges Weiterbauen – inzwischen sagen wir dazu «Verdichten». Und damit liest sich der prophetische Satz als Vorwegnahme dessen, was in Architektur und Städtebau heute selbstverständlich ist – oder sein müsste.
Ursula Kochs Vortrag unter dem Titel «Bauen in Zürich: zwischen Utopie und Resignation» mitsamt ihrem schönen Satz haben nach 30 Jahren keinen Staub angesetzt. Kochs Analyse sei heute Common sense, findet Peter Ess, langjähriger Direktor des Zürcher Amts für Hochbauten. Allerdings, so Ess, gehöre es noch immer nicht zum guten Ton, das zuzugeben.
Hier geht es zum Originalmanuskript von Ursula Koch.
Tec21 hat Ursula Kochs Vortrag überarbeitet und leicht gekürzt publiziert:
https://www.espazium.ch/ursula-koch