Verstopfte Städte, und «kaum jemand wagt, auf Einschränkung zu pochen», sagt Willy Germann, bürgerlicher Verkehrspolitiker. Fotos: Tres Camenzind

Zwölf Gebote für vernünftigen Verkehr

Der Verkehr schwillt an, der Raum nicht. Den Städten wachsen die Verkehrsprobleme über den Kopf. Ein bürgerlicher Verkehrspolitiker ruft: «Genug!»

Nichts und niemand übernutzt den öffentlichen Raum so wie die Autos. Sie sind Raumfresser, einerlei, ob selbstfahrend, ob fossil oder elektrisch angetrieben. Trotzdem zelebrieren bürgerliche Politiker eine Quadratur des Kreises: die freie Fahrt zu jeder Zeit an fast jeden Ort. Vor fünfzig Jahren mag das noch vernünftig getönt haben und möglich gewesen sein. Damals, als die Bevölkerungs- und Zupendlerzahlen sowie der Motorisierungsgrad viel tiefer waren. Damals, als die Freiheit der Auto-Mobilen höchstens an die Grenzen geplagter Anwohner stiess, aber kaum an die Grenzen des Raums. Und so konnten perfektionistische Macher den Verkehrsraum ungehindert aufplustern bis heute, wo er einen Drittel der Siedlungsfläche aufgefressen hat. Heute aber bestimmt der beschränkte Raum das Verkehrsaufkommen. In urbanen Gebieten müsste längst das Paradigma gewechselt haben: Die Grünphasen der Verkehrslenkung sollen nicht möglichst viele Fahrzeuge passieren lassen, sondern möglichst viele Menschen. Also zuerst Trams und Busse, dann Fussgänger und Velofahrer. Beim motorisierten Verkehr soll der Gewerbe- und Nutzverkehr privilegiert werden. Denn die freie Fahrt für alle ist der grösste Feind des Gewerbeverkehrs. Doch die bürgerlichen Politiker in Parteien und Verbänden stellen nicht einmal unsinnigste Autofahrten in Frage, beispielsweise den elterlichen Taxidienst zur Schule, die Autofahrt zum nächsten Fitnesszentrum oder die massenhafte Autofahrt zum Swiss Green Economy Symposium in Winterthur.Verkehr vermeiden, nicht bewältigenLiberale Politiker machen auf verkehrspolitischen Konsens und wollen Autos, Velos und ÖV nicht gegeneinander ausspielen. Ganz nach dem Motto: Gibst du mir die Parkplätze, gebe ich dir die Velounterführung. Doch der Raum geht bei diesem Kuhhandel vergessen. Die Verkehrspolitik verspricht, die Staus mit neuen Strassen zu beheben, aus Platzgründen mit Tunnels....
Zwölf Gebote für vernünftigen Verkehr

Der Verkehr schwillt an, der Raum nicht. Den Städten wachsen die Verkehrsprobleme über den Kopf. Ein bürgerlicher Verkehrspolitiker ruft: «Genug!»

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