Fahren bald die Bagger auf? Die falsche Bautafel zeigt: Auch Friedhöfe sind unter (Siedlungs-)Druck.

Den Tod hinterfragen

Der Friedhof Sihlfeld wird überbaut? Ein Grab als minimalistische Skulptur? Ein Ikea-Schrank als Grabstein? Die Ausstellung «Keine Ahnung» in Zürich stellt subtile und witzige Fragen zum Tod.

Der Friedhof Sihlfeld in Zürich wird überbaut: Die Gräber weichen einem 2000-Watt-Quartier mit Shoppingmall, Büros und Familienwohnungen. Baubeginn ist am 7. Oktober 2014. So steht es auf der Bautafel am Eingang zum Friedhof. Doch so todernst wie das Schild daherkommt, ist die Sache nicht. Hier hat sich jemand einen Scherz erlaubt. Über den Tod macht man keine Witze – es sei denn er soll in unserem Alltag Platz haben. Genau dies ist die Absicht der Ausstellung «Keine Ahnung», die bis Ende November im Friedhof Forum über die Gräber geht. Studenten der F+F Schule für Kunst und Mediendesign haben unter der Leitung von Andrea Gohl zusammen mit Stefan Burger vom Architekturdepartement der ETH und der Mode Design Schule Zürich über den Tod nachgedacht. Der Umgang mit der Bestattung hat sich verändert, viele Friedhöfe sind im Umbruch. Das Friedhof Forum erweitert das Spektrum Richtung Kunst, die der Tod seit eh und je beschäftigt. Die Schau bespielt die knappen Räume des Forums gezielt. Über den Köpfen baumeln Autowrackteile an einem Mobile und zeigen die Balance von Leben und Sterben, die über uns allen schwebt. An der Wand fährt ein schwarzer Schlussstrich über das weisse Papier, in den Vitrinen sieht man Leichenhemde, in Ton und Bild berichten Friedhofsangestellte über ihre Arbeit und Angehörige von Menschen, die sie verloren haben. Trotz des gewichtigen Themas: Schwermütig ist die Ausstellung nicht, auch wenn aus der Jukebox «Spiel mir das Lied vom Tod» erklingt.Auch auf dem Gräberfeld gehen manche mit Augenzwinkern vor. Raphael Nef, Cédric Flury und Roger Schmid ergänzen das Negativ eines Grablochs mit seinem Positiv: Der Aushub wird zur minimalistischen Skulptur. Etwas weiter stellen vier ETH-Studenten einen Kleiderschrank von Ikea auf und damit die Grabsteine aus Marmor und Granit in Frage. Die Generation «open-minded» finde ihre letzte Ruhe genauso im Se...
Den Tod hinterfragen

Der Friedhof Sihlfeld wird überbaut? Ein Grab als minimalistische Skulptur? Ein Ikea-Schrank als Grabstein? Die Ausstellung «Keine Ahnung» in Zürich stellt subtile und witzige Fragen zum Tod.

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