Da floss der Kaffee noch: Die Riklin Brüder vor ihrem Trinkbrunnen in Zürich-Leutschenbach.

Die Geister, die ich rief...

Der Trinkbrunnen auf dem Hunziker Areal steht seit drei Tagen still. Die Genossenschaft mehr als wohnen hat die wunderbare Kunstaktion der Brüder Riklin vorzeitig gestoppt. «Aus Lärmgründen», wie die Pressemeldung sagt.

Ja, mit der Kunst ist das so eine Sache. Dabei hat alles so gut angefangen: 2011 hat die Baugenossenschaft «mehr als wohnen» beschlossen, den Kunst-und-Bau-Auftrag «mehr als kunst» von einer knappen Million Franken, über drei Phasen zu vergeben und dafür ein Kuratorenteam beauftragt. Schon bei der ersten Phase (vor dem Bau), welche Irene Grillo und Stefan Wagner kuratierten, gab es Unmut und Frust, weil für die Künstler die Brache nicht richtig zugänglich war und deshalb nicht richtig bespielt werden konnte. Nun wundert sich die Baugenossenschaft auch in der zweiten Phase (während dem Bau) über die Geister, die sie rief und nun nicht mehr los wird: Aus Lärmgründen hat die Genossenschaft entschieden, den Trinkbrunnen an der Hauswand ihrer Geschäftsstelle an der Hagenholzstrasse 106 vorzeitig einzustellen – entgegen dem Willen der Ostschweizer Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin, so ihr Communiqué vom 4. Februar. Das Tagesgeschäft im Innern des Gebäudes – wen wundert's – sei durch Kinderlärm und Klopfen an die Wand zunehmend gestört worden. Man reibt sich die Augen ob des «Kafi-Gate»: Wer mit Kunst Öffentlichkeit herstellen will, sollte auch damit rechnen, dass diese sich dafür interessiert.

Die Baugenossenschaft hat den Künstlern angeboten, den «Trinkbrunnen» zwischenzeitlich an die Abzäunung der Baustelle zu verschieben, was die Brüder Riklin aus konzeptuellen Gründen ablehnten, denn sie hatten sich ja mit der Baugenossenschaft zum Ziel gesetzt, den Ort zu beleben, eine «Social Urban Zone» zu kreieren. Wie es weiter geht? Wir sind gespannt und werden weiterhin berichten. Die Riklin Brüder schreiben in ihrer Pressemeldung: «In Zukunft wird der «Trinkbrunnen» nachhaltig auf dem Hunzikerplatz weiter fliessen.». Geplant ist, dass der Brunnen ab Sommer einen festen Ort am neuen Hunziker-Platz erhält.

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