Grosser Architekt, abwesender Vater: Mies van der Rohe mit seiner Tochter Georgia

Aber er war ein Genie

Sabine Gisigers Film ‹The Mies van der Rohes› zeichnet ein vielschichtiges Panorama der Moderne aus weiblicher Sicht. Wir laden am 1. März im Zürcher Riffraff zur Vorpremiere.

Es könnte eine simple Geschichte sein: Dort der umjubelte Heros der Modernen Architektur, hier die unglücklichen Frauen aus seinem Umfeld. Doch ganz so klar liegen die Dinge nicht, und so einfach will es sich auch Sabine Gisiger nicht machen. Der Perspektivenwechsel, den ihr Kinofilm «The Mies van der Rohes» vollzieht, ist dennoch radikal. Der weltbekannte Architekt tritt in den Hintergrund, erzählt werden dafür die Lebensgeschichten von der zeitlebens in Mies’ Schatten stehenden Designerin Lilly Reich, von seiner ersten Ehefrau Ada und der mit ihr befreundeten Tanzpionierin Mary Wigman sowie von den drei Töchtern, allen voran Georgia van der Rohe, deren 2001 publizierte Autobiografie den Anstoss zum Film gab. Hervorragend recherchiert und kenntnisreich arrangiert, zeichnet Gisigers Film ein vielschichtiges Panorama der Moderne aus weiblicher Sicht. So offenbar darin die gesellschaftsimmanenten Diskrepanzen zwischen den Geschlechtern werden, so komplex und nicht abschliessend ergründbar bleiben gleichzeitig die psychologischen Beweggründe der im Film porträtierten Persönlichkeiten. Die ambivalente Figur der 2008 verstorbenen Georgia van der Rohe ist dafür charakteristisch: Als weltgewandte Tänzerin, Schauspielerin und Filmregisseurin findet sie ihren eigenen Weg durch die dunklen Geschehnisse des 20. Jahrhunderts, selbstbewusst, souverän und doch, wie es im Film heisst, «immer seltsam auf den berühmten Vater fixiert». Es ist dies ein Vater ohne väterliche Gefühle, der seine Familie im Dritten Reich zurücklässt, um in Chicago Karriere zu machen. Die Töchter erhalten jahrelang nicht einmal eine Postkarte. Es ist aber auch ein Vater, auf dessen Intellekt und herausragende künstlerische Bedeutung die Tochter zeitlebens stolz verweisen wird. Kritische Fragen kontert sie mit dem Hinweis, dass Mies nun mal ein Genie gewesen sei. Wer will da widersprechen?   ###Me...
Aber er war ein Genie

Sabine Gisigers Film ‹The Mies van der Rohes› zeichnet ein vielschichtiges Panorama der Moderne aus weiblicher Sicht. Wir laden am 1. März im Zürcher Riffraff zur Vorpremiere.

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