Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Neudefnition der Aufgabe der Stadtplaner, schreibt Ákos Moravánszky in seiner Rezension.
Fotos: Jauneau Vallance
«Relational Theories of Urban Form» heisst die Anthologie, in der Daniel Kiss und Simon Kretz die Stadt als Beziehungsgeflecht aus materiellem Raum und sozialer Handlung vorstellen.
Eine Anthologie, obwohl das Wort eigentlich «Blütenlese» bedeutet, ist viel mehr als ein bunter Blumenstrauss aus wichtigen, einflussreichen oder noch wenig bekannten Texten zu einem Thema. Indem Herausgeber eine Auswahl von Texten und Textfragmenten treffen, diese ordnen und kommentieren, schaffen sie im heterogenen Corpus unzähliger Meinungen und Äusserungen neue Zusammenhänge. So etablieren und festigen sie Diskurse, ziehen Grenzen und setzen Schwerpunkte. Während in den 1990er Jahren wichtige Anthologien der Architekturtheorie in ihrer historischen Entwicklung von Michael Hays oder Joan Ockman erschienen sind, werden heute zahlreiche Anthologien vor allem zum Städtebau und zur städtischen Kultur veröffentlicht. Allein die Urban Reader Series des renommierten englischen Verlags Routledge zählt bereits 11 Bände, vom City Cultures Reader bis zum Globalizing Cities Reader. Jeder Band der Reihe versammelt dutzende von Texten, oft in gekürzter Form, und nach Unterthemen gruppiert.
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Daniel Kiss und Simon Kretz, die beiden Herausgeber der Anthologie Relational Theories of Urban Form, haben einen anderen Weg gewählt. Sie haben Texte und Textfragmente aus Publikationen von acht Autoren ausgewählt, diese mit den in den Originalquellen verwendeten Illustrationen ergänzt, und schliesslich paarweise vier Themen zugeordnet: Type, Process, Place und Things. Dies ist zuerst eine formale Entscheidung, aber letzten Endes ist der Erfolg oder Misserfolg einer Anthologie vor allem eine Frage der Form. Wichtiger als die einzelnen Texte ist nämlich die Gesamtstruktur, das zusammenhängende Bild – und damit auch das geistige Netzwerk aus den Beziehungen zwischen den im Band vertretenen Positionen. Diese Verbindungen stellen schliesslich der Leser und die Leserin her. In diesem Fall werden die Verbindungen jedoch zu Beginn mittels einer sehr nützlichen Einführung der beiden...
Urbane Form, über Beziehungsgeflecht begründet
«Relational Theories of Urban Form» heisst die Anthologie, in der Daniel Kiss und Simon Kretz die Stadt als Beziehungsgeflecht aus materiellem Raum und sozialer Handlung vorstellen.
31.01.2022 09:26