Ein grosser Anspruch für ein schmales Buch, schreibt der Stadtwanderer.

Etwas fehlt

Nie zuvor haben wir so viel gebaut wie in den letzten Jahrzehnten. Macht uns das glücklich? Nein, sagt Hans Wirz, es macht nur fett. Hungrig aber bleiben wir, denn uns fehlt die Spiritualität.

Es ist eine Ernte, genauer eine Verlustanzeige. Am Abend eines Berufslebens fehlt etwas. Das grosse Loch, das man Seele nennt, ist nicht gestopft: «Ich habe/musste das Buch schreiben, weil ich nach langer beruflicher Tätigkeit genau diese nicht leicht zugängliche spirituelle Dimension zunehmend vermisst hatte» schreibt Hans Wirz, ein Raumplaner mit viel Erfahrung. Sabine von Fischer drückt das im Vorwort so aus: «Vom Sichtbarmachen von verborgenen Qualitäten handelt dieses Buch: Es will das vermeintlich nicht Sagbare in Architektur und Städtebau in Worten umzingeln, umgarnen, vernetzen, bis sich ein Geflecht so über die Gedanken legt, dass sie zwischen zwei Buchdeckeln eingefangen werden können.» Ein grosser Anspruch für ein schmales Buch mit 46 Seiten. Spiritualität ist ein gleichgewichtiges Element in der Triade Körper, Geist und Seele, lerne ich, bleibe aber etwas ratlos. Klarer wird’s wenn wir von Kirchen reden, denen man «explizit einen geistigen Inhalt zugesteht». Nun, Kirchen bauen wir hierzulande kaum noch. Wir sind ernüchtert, wir suchen keine verborgene Kraft mehr in der Architektur. Umso deutlicher spüren wir sie, wenn sie uns anweht, wenn wir stille werden. Wir stehen in Räumen, die uns schweigen heissen, wo Staunen ist, ist Spiritualität. Sie ist immer unmittelbar, wir können sie nirgends nachlesen, Spiritualität ist leibgebunden. Wo sie finden? Es gibt Pilgerorte. Auch für die «profane Spiritualität», die die Architekten auf ihren Bildungsreisen suchen. Architektonische Kraftorte, eine Wallfahrt nach Sogn Benedgt zum Beispiel. Doch für die Architekten stellt sich die Frage: Wie entwerfe ich Spiritualität? Denn die Aufgabe ist ja, «primär emotionale Reaktionen zu fördern, die Intellekt und Herz ansprechen». Hans Wirz sucht nach Beispielen und findet Wright, Rudolf Steiner, Utzon und die neue Behutsamkeit, die sich im ökologischen Bauen au...
Etwas fehlt

Nie zuvor haben wir so viel gebaut wie in den letzten Jahrzehnten. Macht uns das glücklich? Nein, sagt Hans Wirz, es macht nur fett. Hungrig aber bleiben wir, denn uns fehlt die Spiritualität.

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