Der Brahmshof in Zürich von Kuhn, Fischer, Hungerbühler ist seit 1991 wegweisend. Fotos: Martin Saarinen

Wohnen um den Baum herum

Im zweiten Studienjahr erlebte Martin Saarinen gemeinschaftliche Wohnkultur in einer Neuauflage des gründerzeitlichen Blockrandes.

Im Sommer 1994 lebte ich zwei Wochen im Brahmshof. Ich kannte ihn von Professor Helmut Spieker, der erklärte, dass eine erhaltenswerte Linde wieder allseitig hofzugewandte Wohnungsgrundrisse ermöglicht habe. David Bott, der mit Andreas Endtinger, Bruno Schulthess und mir einen städtischen Block auf der Kasernenwiese entwarf («Sprengt die Kaserne und öffnet den Raum zur Sihl!»), wohnte dort in einer WG. Sie sollte unser Exil werden, um den leeren Kaffee- und Snackautomaten auf dem Hönggerberg zu entkommen und kostbare Wegzeit einzusparen. Zwei tiefe Laubengänge mit Aussparungen zwecks Belichtung und Privatheit genügen dem Fünfgeschosser, weil Stichtreppen auch ein Zwischengeschoss erreichen. Darüber sitzen Maisonetten und Waschküchen. Geschossübergreifende Ordnung statt einfältige Stapelung, so kommen Haus und Hof in ein gutes Verhältnis. Sein grosszügiger Atem durchhaucht die gesamte Anlage, in deren Gemeinschaft ich mich für kurze Zeit aufgenommen fühlte. Trotz eines vorbeifallenden Fernsehers (es war gerade Fussball WM) wird mir die Atmosphäre als friedvoll und gelassen in Erinnerung bleiben. Für mich ist er der schönste Hof der Stadt. Martin Saarinen (*1972), Frei + Saarinen Architekten, lebt und arbeitet unweit des Brahmshofs. Dann und wann durchquert er ihn noch immer und manchmal denkt er auch an die Lehrenden und Mitstudierenden von damals, die ihn heute nicht mehr erleben können....
Wohnen um den Baum herum

Im zweiten Studienjahr erlebte Martin Saarinen gemeinschaftliche Wohnkultur in einer Neuauflage des gründerzeitlichen Blockrandes.

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