Von der Senkrechten zur Waagrechten: Liftschacht und Brücke sind als tonnenschwere Virendeel-Träger konstruiert. Fotos: zVg

Zu Fuss im Lift

Ein Aufzug verbindet die Altstadt Baden mit der Limmatpromenade und mit Ennetbaden. Der Lift ist ein architektonisches Zeichen mit städtebaulichen Folgen. Die Architekten Leuppi & Schaffroth haben ihn entworfen, die Aufzugsfirma Emch hat ihn gebaut.

Wer aus dem Bahnhof Baden in die Altstadt schreitet, kommt bald an eine Hangkante, von der das Terrain jäh abstürzt zur Limmat hinunter. Ein Fussweg zirkelt zur Flusspromenade und weiter nach Ennetbaden, wo die Bäder sind. Nun kann man den Steilhang zwischen Oberstadt und Fluss auch mit einem Lift befahren und dann geht’s grad weiter über einen Steg. Die Ennetbadener brauchen so zum Bahnhof nur noch zwei statt wie bisher zwanzig Minuten. Geplant hat die neue Verbindung das Architekturbüro Leuppi & Schaffroth. Den Lift haben die Konstrukteure der Firma Emch gebaut. Die Berner Aufzugfirma ist spezialisiert für Lifte, die wie ein Massanzug auf architektonische Situationen hin konstruiert werden müssen. Die Herausforderung in Baden hiess nebst den technischen Gegebenheiten eines im Freien stehenden Aufzugs, den Lift und den Steg über die Limmat als eine Einheit zu konzipieren. Der vertikale Lift und die horizontale Brücke geben dem Weg für die Fussgänger eine zeichenhafte Form: eine Wegfigur übers Wasser und hoch in die Stadt. Die Konstruktion besteht aus schrägen Fachwerkträger, deren Ober- und Untergurte zu biegesteifen Rahmenträgern verbunden sind. Sie ist bei Liftturm und Steg ähnlich. Letzterer scheint für den Turm lediglich von der Waagrechten in die Senkrechte gekippt. Was natürlich täuscht: Beide Elemente wurden in je zwei Teilen angeliefert und mittels eines 500-Tonnen-Raupenkrans montiert, der Steg wiegt 52 Tonnen, der Turm 48. Die gläserne, fast drei Meter hohe Kabine fasst eine ganze Schulklasse, maximal zwei Tonnen.

Die städtischen Planer rechneten nur mit 1200 Fahrten pro Tag, doch es sind doppelt so viele. Die Folgen waren absehbar: Die um ein Drittel höher als erwartete Benutzungsfrequenz liess die Maschine im wahren Sinne des Wortes heiss laufen. Der Bremswiderstand – Hauptquelle der Hitze im Maschinenraum – fand einen neuen Platz ausserhalb des Raums. Zugute kommt dem Lift, dass die eingesetzten Komponenten die zusätzlichen Belastungen schadfrei überstehen und damit auch einem wartungsarmen Betrieb entgegenkommen: Die zehn Tragseile laufen über korrosionsfreie Kunststoffrollen und werden von einer getriebelosen Maschine in Bewegung gesetzt. «Aufzüge im öffentlichen Raum sind einer erhöhten Belastung ausgesetzt», sagt Daniel Steiger, Leiter der Verkaufsabteilung bei Emch. «Das betrifft vor allem die mechanische Beanspruchung etwa der Türen, Vandalismus und auch die Exponierung gegenüber Regen, Wind und Frost.» Der Korrosionsschutz erhielt daher besonderes Augenmerk: In enger Zusammenarbeit mit dem Metallbauer wurde die Leitungsführung und der Einbau der Technik koordiniert, da die spezielle Lackierung des Stahls bei der Montage nicht verletzt werden durfte.
Der Architekt Matthias Leuppi ist stolz auf seinen Steg mit Lift, auf die elegante Form seiner stählernen Wegfigur, auf die sich nach oben respektive zur Mitte hin verjüngenden Stahlprofile der Ober- und Untergurte, stolz auch auf die raffinierte abendliche Beleuchtung, bei der die Lauffläche der Brücke und die Liftkabine die jeweilige Konstruktion indirekt erstrahlen lässt. Besonders mag der Architekt jenen Raum, der sich zuoberst im Turm befindet: «Der vielleicht schönste Maschinenraum der Schweiz», wie er sagt. Dieser Raum öffnet sich tal- und bergseitig mit je einem grossen Fenster – es sind Fenster, die es eigentlich gar nicht geben müsste, die jedoch dem Turm einen Abschluss geben.

Limmatsteg und Promenadenlift
Bahnhofplatz und Limmatpromenade Baden / Limmatau Ennetbaden AG
– Bauherrschaft: Stadt Baden und Gemeinde Ennetbaden
– Architektur: Leuppi & Schafroth, Zürich
– Bauingenieure: Henauer Gugler, Zürich
– Lift: Emch Aufzüge, Bern
– Anlagekosten (BKP 1–9): CHF 4,2 Mio.

Hochparterre präsentiert den «Werkplatz» mit freundlicher Unterstützung von Firma X, Firma Y und Firma Z.

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