Bauberater Christian Wagner (r.) an der Diskussion in Samedan, links Moderator Roderick Hönig Fotos: Alice Bisaz

Samedan diskutiert die «Stadt Oberengadin»

Samedan hat die Architekturführer-App «Samedan baut» um zehn Bauten aktualisiert. Die Gemeinde nahm das Update als Anlass um über die Regionalplanung zu sprechen.

Christian Wagner ist ein geschickter Referent. Der Ortsbildplaner, Architekt, Bauberater und Professor an der HTW in Chur, hat die rund 40 Besucher, die am Freitag, 14.12. an die Vernissage des Updates der Architekturführer-App «Samedan baut» in die Chesa Planta gekommen sind, eindrücklich aus der Reserve geholt. In seinem Inputreferat «Stadt Oberengadin?» zeichnete er die bauliche Entwicklung der Region nach und visualisierte mit einer Collage, wie (zugebaut) Samedan in 30 Jahren aussehen könnte – vorausgesetzt es machen alle so weiter wie bisher. Wagners Skizze der «Stadt Oberengadin» polarisierte und teilte das engagiert mitdiskutierende Publikum in zwei Lager: Auf der einen Seite die Befürworter einer kontrollierten Siedlungsentwicklung, welche glauben, das Oberengadin hätte mit seinem Trumpf «Landschaft» das Potential für die «lebenswertesten Stadt der Schweiz». Auf der anderen Seite die Skeptiker, für die diese «Stadt ohne Körper» eine Horrorvision ist.

Schnell wurde in der anschliessenden Diskussion klar, dass die wichtigste Voraussetzung für eine gemeindeübergreifende Lenkung der Entwicklung – ein gemeindeübergreifendes Planungsgremium – fehlt. Als weiteres Hindernis wurden die vielen Partikularinteressen, das Milizsystem und die Gemeindeautonomie, beziehungsweis das viele Geld genannt, das in Immobilien im Oberengadin fliesse. Wagner machte sich stark dafür, den Ist-Zustand pragmatisch zu akzeptieren und erst einmal mit einfachen, informellen Bauregeln darauf zu reagieren. Denn sobald man das Bauen gesetzlich einschränken wolle, sei die Gegnerschaft schnell einmal übermächtig, so der Bauberater. Drum empfahl Wagner, die Diskussion auf einen informellen gemeinsamen Nenner zu bringen. Ein gemeinsames erarbeitetes Bild der baulichen Entwicklung sei die erste Voraussetzung für eine kontrollierte Entwicklung, sei es Richtung Stadt oder auch Richtung Gemeinschaft von einzelnen Dörfer, so Wagner. 

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Kommentare

Patrick Blarer 17.12.2012 15:13
Wichtige Fragen, mit spannenden Lösungsansätzen. Jetzt heisst es am Ball bleiben und die Chancen einer vorausdenkenden Planung aufzeigen. Die Gesprächskultur zielt mit Sicherheit in die richtige Richtung. Besten Dank an Roderick und Christian.
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