Im Eckhaus rechts brach der Brand aus und griff auf die beiden benachbarten Häuser über. Alle drei baute der Architekt Adolf Asper in den 1890er-Jahren. Fotos: Werner Huber

Kulissendebatte

Kaum brennt es mal im braven Zürich, schon lanciert die Tagespresse eine ‹Diskussion›. Soll man die zerstörten Häuser am Bahnhofsplatz rekonstruieren oder lieber neu bauen? Wir plädieren für: Ruhe bewahren.

Wiederaufbau oder Neubau? So lauten scheinbar die Alternativen im Umgang mit den drei abgebrannten Häusern aus den 1890er-Jahren. Die Kollegen von der Tagespresse befragen Experten, die NZZ lässt sie verlauten: Rekonstruktion sei «grundsätzlich eine Option» (der Präsident des Zürcher Heimatschutzes), nein, das sei «Geschichtsklitterung» (die Präsidentin des Stadtzürcher Heimatschutzes). Der Tages-Anzeiger vernimmt von irgendwoher einen «Ruf nach dem Wurf». «Stadterneuerer» möchten Mutiges aufrichten, ein Wagnis planen, ein «architektonisches Zeichen». Des Journalisten Antwort: Bitte nicht! Es gebe in Zürich genügend Orte, um sich architektonisch auszutoben. Zum Beispiel die Europaallee. Liebe Kollegen und Kolleginnen, holt einmal tief Luft. Atmet aus. Und lest die folgenden fünf Punkte. 1. Lasst uns abwarten, ob die stehengebliebenen Aussenmauern auch wirklich stehenbleiben können oder ob der Brand sie zu mürbe gemacht hat. 2. Dürfen sie stehenbleiben, bleiben sie auch stehen. Warum denn nicht? Kein Disneyland droht, keine Kulissenarchitektur, nur weil die Wände und Decken hinter dem alten Haus-Gesicht neu gemauert und betoniert werden. Klar: Es tut immer weh, wenn Originales verloren geht. Geschichtsklitterung aber geht anders. Nostalgie? Brauchen wir doch alle ein wenig. 3. Der Bauherr will sowieso lieber das alte, schöne Gesicht. Weil es sich besser verkauft. Und weil Betondecken in einem heutigen Bürohaus nützlicher sind als solche aus Balken, Stuck und Parkett. (Was davon die diversen Sanierungen der letzten paar Jahrzehnte wohl überhaupt davon übrig gelassen hatten?) 4. «Der Erhalt der Stadtsilhouette an diesem zentralen Ort steht im Vordergrund,» zitiert die NZZ am Sonntag die Direktorin des Amts für Städtebau. Richtig. 5. Sollten die Fassaden wider Erwarten abgerissen werden müssen, so sei gesagt: Nicht jeder Neubau will ein «Wurf» sein, nich...
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