Fast zweieinhalb Meter hoch, mehr als eine halbe Tonne schwer und technisch überflüssig: die Glaswellen der Fassade. Die geknickten Stützen gehören zur Lobbygestaltung des Künstlers Martin Boyce. Fotos: Christian Richters

Agile Schadensbegrenzung

Je nach Wetter wirkt das Gebäude der Swiss Re in Zürich anders. Die nüchterne Architektur schmückt nach aussen ein wechselhaftes Glaskleid und im Innern Kunstwerke.

Darf man das? Darf man an einem solch prominenten und weit sichtbaren Ort wie dem Zürcher Mythenquai ein Glashaus bauen? Auf diese Fragen liefen die Kommentare zum Neubau der Swiss Re meist hinaus. Die NZZ sah in ihm den «Charme von Surburbia». Auch für Hochparterre war das siegreiche Projekt des Studienauftrags «die schlechtere Wahl» gegenüber dem differenzierteren von Peter Märkli, einem Steinhaus mit grossen Fenstern. Obwohl die Jury Märklis Projekt «ein klares Bekenntnis zur Stadt» nannte, war es knapp gescheitert. Das siegreiche Glasvolumen von Diener & Diener, 72 Meter lang, 58 Meter breit und sechs Geschosse hoch, beschrieb sie als «wohlproportioniert» und «selbstbewusst». Neben dem «zukunftsorientierten Auftritt», den sich die Swiss Re vom Glashaus erhoffte, waren es die Flexibilität und die Offenheit der Bürogeschosse, die den Ausschlag gaben. Das zählt mit Blick auf die sich rasant verändernden Arbeitsformen und Technologien: Sein benachbartes, mehr als hundertjähriges Stammhaus baut der Rückversicherer soeben wieder einmal grundlegend um. Das Bürohaus daneben riss man aufgrund «struktureller Mängel» ab, um Dieners ‹Swiss Re Next› Platz zu machen. Das Haus, vierzig Jahre lang firmenintern ‹Neubau› genannt, galt als bestes Werk des Architekten Werner Stücheli. Bei der Eröffnung 1969 war es noch wegen seiner Flexibilität gerühmt worden. Muskeln aus Glas Glas oder nicht Glas? Diese Frage ist nicht nur am Mythenquai zu simpel. Blicken wir also genauer hin. Volumen und Oberfläche der ‹Swiss Re Next› sehen zu allen Seiten gleich aus, egal ob zum weiten See, zum nahen Nachbarn oder zum Gegenüber jenseits der Strasse. Es zieht sich durch das gesamte Werk des Architekten: Dienersche Bauten ‹schweigen›. Es sind eher Objekte als Häuser, möchten an nichts erinnern und pochen auf ihre Autonomie als abstrakte, geometrische Körper....
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Je nach Wetter wirkt das Gebäude der Swiss Re in Zürich anders. Die nüchterne Architektur schmückt nach aussen ein wechselhaftes Glaskleid und im Innern Kunstwerke.

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