Comte / Meuwly haben am Genfer Stadtrand ein Gartenhaus zu einem Wohnhaus erweitert. Damit gewinnen sie das Kaninchen – den Senn-Förderpreis für junge Architektur.
Die Strasse ist von sorgfältig geschnittenen Thuja-Hecken eingefasst, vereinzelt spenden Kiefern in der sommerlichen Hitze Schatten. Die Einfamilienhäuser stehen in grosszügigen Gärten, da und dort schimmert das chlorhaltige Blau eines Pools durch das Grün – Genfer Vorstadtidyll, eingepfercht zwischen einer Bahnlinie, drei Fussballfeldern und der kantonalen Ölraffinerie am Strassenende. Der Architekt Adrien Comte nimmt ein Schwarz-Weiss-Foto zur Hand. Aus der Vogelperspektive ist die Strasse gut zu erkennen, doch wo sich heute Industrie ausbreitet, gab es damals nur Wald und Feld. Anfang des 20. Jahrhunderts war Vernier Wochenendzuflucht für stadtmüde Genfer Familien. Aus dieser Zeit stammt auch das kleine Chalet, das Adrien Comte und sein Büropartner Adrien Meuwly erweitert haben. Sie und das Bauherren-Paar haben aus einem Garten- ein Wohnhaus gemacht.
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Auch nach mehreren Umbauten versprüht das kleine Chalet mit einer reichlich verzierten Fassade so viel Swissness, dass man schon die Berge im Hintergrund sucht. Stattdessen stehen dort die Leitungsmasten der Bahnlinie. Von der Peripherie geschluckt treffen hier Tradition und Industrie munter aufeinander. Die jungen Architekten greifen dieses Thema in ihrem Erweiterungsbau auf, lehnen gewelltes Stahlblech und gebürstetes Aluminium lässig an den historischen Bau. Sie setzen einen länglichen Bungalow auf kräftigem Betonsockel an der Rückwand auf halber Breite an. Das asymmetrische Dach übernimmt den Winkel, ragt aber grosszügig über die Fassade hinaus. Keck blitzt es an der gedrechselten Veranda vorbei wie ein Fingerzeig auf die unerwartete Erweiterung des mehr als hundertjährigen Chalets.
Mit einem Fussabdruck von 25 auf 4 Meter zieht der Neubau nun eine Schneise in den Garten und teilt diesen so in kontrastreiche Freiräume. Auf der einen Seite stehen knorrige Obstbäume und ein Schopf. Auf der anderen...
Für immer Wochenende
Comte / Meuwly haben am Genfer Stadtrand ein Gartenhaus zu einem Wohnhaus erweitert. Damit gewinnen sie das Kaninchen – den Senn-Förderpreis für junge Architektur.
04.12.2019 08:02