Turnhalle, öffentliches Geschoss und Aufgang zu den Klassentrakten: Das erstrangierte Projekt von Thomas Fischer (Visualisierung: Stefano Zeni)

Ein Prinzip und seine Grenzen

Thomas Fischer gewinnt mit seinem Schulhausprinzip einen weiteren Wettbewerb. Seine grosse Lernlandschaft musste er für die Erweiterung der Berufsschule in Ziegelbrücke auf zwei Obergeschosse verteilen.

Manche möchten immer alles neu erfinden, andere erarbeiten Muster, die sie auf die jeweilige Situation anpassen. Der Zürcher Architekt Thomas Fischer gehört zur zweiten Gruppe. Seit Jahren bestreitet er Schulhauswettbewerbe – ja, fast nur solche – mit der gleichen Grundformel: Das offene Erdgeschoss nimmt öffentlichere Nutzungen wie Turnhallen, Mensen oder Mehrzwecksäle auf, während darüber die kleinteiligeren, intimeren Räume angeordnet sind: Klassenzimmer, Gruppenräume, Aufenthalts- und Erschliessungsbereiche. Sheddächer, Faltwerke oder Bögen bringen von oben Tageslicht in die Tiefe des Grundrisses.

Die Unterteilung in öffentliche Bereiche unten und privatere oben lehnt sich an die frühere Organisation ganzer Innenstädte und Dörfer an: ebenerdig der Laden, darüber die Wohnung. Thomas Fischer sieht in dieser platzsparenden Typologie die Antwort auf das Problem von steigendem Schulraumbedarf bei knapper werdenden Raumressourcen. Offenbar trifft er damit einen Nerv, denn seine Serie erfolgreicher Wettbewerbsteilnahmen ist eindrücklich: erste Ränge für Schulhausprojekte in Uster, Winterthur, Laufen und Albisrieden. Jetzt auch in Ziegelbrücke. Am Borrweg in Zürich resultierte immerhin ein dritter Rang.

Konventioneller als sonst 
In Ziegelbrücke gewinnt Fischer wieder mit seiner Formel den offenen Projektwettbewerb – ja, es gibt ihn noch! – zur Erweiterung der dortigen Berufsschulanlage. Sie war in den Siebzigerjahren von den Architekten Jakob Zweifel und Willi Marti erstellt und später in Etappen erweitert worden, zum Beispiel 2005 mit der Mensa von Soliman Zurkirchen. Weil der Kanton Glarus nun zwei Schulen hier konzentrieren will, wird der nächste Ausbauschritt nötig: eine Dreifachsporthalle, eine Bibliothek und eine Serie Klassenzimmer.

Wo andere Teilnehmende verbliebene Lücken auf dem Areal füllen, konzentriert Fischer sein Bauvolumen in der Nordostecke des Perimeters und spielt so möglichst viel Aussenraum frei. Dies ist bezogen auf die Gesamtanlage wohltuend, hat aber für das Haus einen Preis: Die vergleichsweise kleine Grundfläche schliesst ein einziges Klassenzimmergeschoss von vornherein aus. Es müssen also deren zwei werden, sodass eine zenitale Belichtung nicht mehr möglich ist, umso mehr, als auch noch ein Allwetterplatz auf dem Dach platziert wird. 

Schnitt

Was von oben nicht zu haben ist, muss daher von der Seite kommen. Eine zweigeschossige Einkerbung in der Gebäudemitte gibt zwar Gelegenheit, Licht in die Tiefe des Gebäudes zu leiten. Aber ein Tageslichtzauber, wie ihn die Innenvisualisierungen Thomas Fischers für seine Schulen in Laufen und Zürich versprechen, wird in Ziegelbrücke eher nicht stattfinden. Der eingefügte Cut verhindert auch den grosszügigen Klassenzimmerteppich früherer Projekte und zwingt zu einer eher konventionellen Raum­aufreihung. So gut das Fischerʼsche Prinzip in vielen Situationen auch funk-
tioniert, hier stösst es an seine Grenzen.

Aussenbild (Visualisierung: Stefano Zeni)

Die Tücken einer Excel-Datei 
Eine unschöne Geschichte zum Schluss: Nicht weniger als fünf Projekte wurden wegen einer Verletzung der Anonymität ausgeschlossen. Das sind auffallend viele. Eine Excel-Datei, die beim Ausfüllen automatisch eine Fusszeile mit Dateipfad anlegte, geriet zum Stolperstein. Dokumente dieser Art abzufassen und zur Verfügung zu stellen, die potenziell auf einen Schlag Hunderte von Arbeitsstunden vernichten, ist eines professionellen Auslobers nicht würdig. 

Zwei Einsprachen sind hängig. 

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Kommentare

BATMAN 14.04.2020 09:32
Hey rosA, SUUUPER Kommentar! Genau für solche Inhalte liebe ich die unendlichen Weiten des Internets. VAST and STUPID!
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