Das Modell der Zivilschutzanlage umfasst auch Bestand und Freiflächen.

Nachhaltige Architektur durch Autarkie

Im Atelier Areal in Ostermundigen verhandelten Architekturstudierende am Beispiel einer Zivilschutzanlage, wie sich produktive Autarkie und gesellschaftliche Inklusion zusammenbringen lassen.

Für das Atelier Areal standen drei programmatische Szenarien zur Auswahl. Dabei ging es um die städtebauliche und architektonische Ausformulierung einer bestehenden Zivilschutzanlage. Die Fragestellung lautete, wie produktive Autarkie und gesellschaftliche Inklusion zusammengebracht werden können.

Meine beiden Gruppenmitglieder und ich wählten nach erfolgter Ortsanalyse das Szenario «Sicherheit durch Autarkie» und behandelten eine nachhaltige Architektur durch Autarkie. Die erhöhte Insellage der Zivilschutzanlage am Rande von Ostermundigen und die abgelegene Infrastruktur bieten dafür eine gute Ausgangslage. Die grossen, bestehenden Freiflächen auf dem Areal lassen sich für die Lebensmittelproduktion nutzen. Durch den Südhang sind die Gebäude südlich der Strasse schlecht besonnt. Somit entschieden wir uns schnell für eine Erweiterung der nördlich liegenden Zivilschutzanlage. Zusätzlich soll auf der Anlage neuer Wohnraum sowie eine Vertical Farm zur Selbstversorgung entstehen. Der öffentliche Platz, der als Arbeitsfläche dienen soll, fungiert auch als Verbindung zwischen Wohnen und den Produktionsflächen (Permakulturgarten).

Aussenwelt mit Produktionsflächen und öffentlicher (Arbeits-) Platz.

Diese Festlegungen definierten unser gemeinsames Leitbild. Es bildete die Grundlage für die weitere Einzelarbeit, die wir unabhängig voneinander ausführten. Für den Platzbedarf von Energie, Abwasser- und Regenwasserkreislauf sowie die Nahrungsmittelproduktion standen uns Vorgaben zur Verfügung.

Mein Projekt «Cascade» zeichnet sich durch kleinteilige Baukörper in unterschiedlichen Höhenstaffelungen auf der Zivilschutzanlage aus, die durch die Stapelung von Wohneinheiten entstehen. Aufgrund des tiefen Grundrisses befindet sich die Erschliessung und zugleich die Lebenswelt mittig und schlängelt sich kaskadenförmig durch die Bebauung. Der «Weg» führt über einen Aussichtspunkt auf der Vertical Farm zurück auf den öffentlichen Platz. Die vertikalen Lamellen strukturieren den grossen Baukörper und verbinden alt und neu. Die Staffelung des Gebäudes mindert seine Kompaktheit und stellt ein Gegenversuch einer «Wohnmaschine» dar.

Obergeschoss mit Vertical Farm, Wohneinheiten und mittige Erschliessung.

Im Nachhinein hätte mich auch eine Kombination unserer erarbeiteten Projekte interessiert. Da wir uns auf einen Eingriff der Zivilschutzanlage beschränkt haben, sind drei unabhängige Projekte entstanden. Dadurch wurde auch die Notwendigkeit der Freifläche für die Nahrungsmittelproduktion ersichtlich. Diese dient dem grossen Gebäude zugleich als wichtiger Freiraum. Zudem würde mich heute auch interessieren, wie ich die Vertical Farm ohne Hochhaus hätte unterbringen können. Diese Nahrungsmittelproduktion ist nicht von Tageslicht abhängig und bietet somit ein Potenzial für einen Einsatz in tiefen Grundrissen, wie dies auch bei unserer Zivilschutzanlage der Fall ist.

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