‹Caran d’Ache X 032C› besteht aus Stiften, einem Magazin und einer Blechdose.

«Meine Bildsprache ist schnell und provokant»

Ein Genfer Traditionsunternehmen und ein Berliner Modemagazin regten die ZHdK-Studentin Viviane Bettschart zur Entwicklung neuer Produkte an. Im Campus-Interview erklärt sie ihr Projekt.

Was war der Ausgangspunkt des Semesterprojekts ‹Caran d’Ache X 032c›?
Viviane Bettschart*: Die Studierenden bekamen eine Marke zugeteilt und hatten dann zur Aufgabe, in Zweierteams vielversprechende Schnittstellen zu identifizieren und davon ausgehend je drei neue Produkte zu entwickeln. Bei mir war es der Schweizer Schreibwaren-Hersteller Caran d’Ache, bei meinem Kommilitonen das Berliner Mode- und Lifestyle-Magazin ‹032c›.

Caran d’Ache ist eine Schweizer Traditionsmarke, die seit mehr als hundert Jahren dieselben Produkte hergestellt. Hat dich das herausgefordert?
Traditionen interessieren mich sehr. Sie sollten sich ändern und aktualisiert werden können. Ich fände es schön, über mein Wirken als Designerin etwas, das heute als bünzlig wahrgenommen wird, morgen hip werden zu lassen.


Das Cover des Magazins verweist auf St. Galler Spitzen.

Begriffspaare kommentieren Schweizer und Berliner Stereotype mit Humor.

Wie bist du konkret an die Aufgabe herangegangen?
Ich muss mich immer erst in ein Thema einfühlen. Visuelle Recherchen führen zu Moodboards, die hunderte von Bildern umfassen können. Auf langen Spaziergängen sortiere ich meine Gedanken, mache mir Notizen und skizziere. Ich gehe auch oft in Bibliotheken. So habe ich für dieses Projekt ein Buch über St. Galler Spitzen entdeckt.

Es ging in dem Modul auch darum, mit unterschiedlichen Bildsprachen zu arbeiten.
‹032c› fährt mit seiner Ästhetik und Haltung das volle Kontrastprogramm zu Caran d’Ache: das Magazin ist jung, es steht für Experimente in Mode, Musik, Kunst und Gesellschaft. Sein Auftritt ist rau, dunkel, wild. So wie ich auch Berlin als Stadt der Gegensätze und Brüche wahrnehme. Mir ist die Konstellation der Aufgabenstellung entgegengekommen, weil ich gerne auch so arbeite. Meine Bildsprache ist schnell und provokant, übertreibt und spitzt zu. Aus dieser Dynamik sind dann drei Produkte entstanden.


Edelweiss in Shabby Green: Viviane Bettscharts Projekt bringt Schweizer Tradition und Berliner Strassenästhetik zusammen.

‹Caran d’Ache X 032C› besteht aus Stiften, einem Magazin und einer Blechdose.

Kannst du die Produkte beschreiben?
Sie gehen von Caran d’Ache aus, nehmen Elemente von ‹032c› auf und spielen mit den Stereotypen, die ich auf die Schweiz und Berlin projiziere. Die Herausforderung war es, die Punkte zu finden, in denen sich die beiden Marken in ihrer Haltung ähneln. Sie dienten als Katalysator für meine Ideenentwicklung. So bilden unterschiedlich gestaltete Bleistifte und ein Magazin sowie die Blechdose, in der beides Platz findet, eine Art Ensemble.

Und wie kommen die Schweizer Berge und die Berliner Strassenschluchten zusammen?
Durch die Gestaltung treffen die Zahl 32 und das Schweizer Kreuz auf die Farben Rot und Weiss, Schwarz und Metall. Der Buchstabe C wird in der Masse zum Ornament, inspiriert von den bereits erwähnten St. Galler Spitzen. Und für das Magazin habe ich Begriffspaare gebildet, in denen Stereotype einander gegenübergestellt sind. «Berghaus oder Berghain?» beispielsweise. Für mich heisst die Antwort zumindest im nächsten Jahr Berghain, denn ich ziehe für ein Auslandsjahr nach Berlin.


Für Studierende nur 9 Franken im Monat – das Hochparterre Digital-Abo. Jetzt abonnieren!

close

Kommentare

Kommentar schreiben