Behältermöbel aus Massivholz aus dem Modul Struktur, Statik und Fügung

Gedanken zur Nachhaltigkeit an der Hochschule

Welche Werte kann die Hochschule ihren Student:innen bezüglich Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben, fragt sich Innenarchitekturstudent Tobias Robin Hirschi in seinem Campus-Beitrag.

Wir schreiben den Oktober 2023. Es herrschen sommerliche Temperaturen und hinter mir liegt eine Nacht mit offenem Fenster. Gut, dass die Hochschule Luzern ab diesem Semester vermehrt auf das Thema Nachhaltigkeit setzen will. Der Klimawandel hat sich entgegen allen Prognosen noch schneller entwickelt. In der Schweiz schmelzen die Gletscher überdurchschnittlich schnell und auch die Durchschnittstemperatur nimmt im globalen Vergleich überdurchschnittlich zu. Gut also gewinnt das Thema an Einfluss – wenn auch ein paar Jahrzehnte zu spät.

Dachte ich bislang an Nachhaltigkeit im Bauwesen kamen mir meisten materialbezogene Themen in den Sinn. Ressourcenschonender Beton oder das Revival von Lehmbauweisen sind nur zwei bekannte Akteure in diesem Bereich. Wir müssen uns jedoch auch die Frage stellen, wie wir bauen und wie nachhaltig wir damit soziale Bedürfnisse befriedigen.

Demographischer Wandel heisst das Stichwort. Nebst den Temperaturen nimmt auch die Bevölkerung zu. Die in den 1960er-Jahren prognostizierte 10–Millionen–Schweiz ist zwar immer noch nicht Realität, wird aber immer wahrscheinlicher. Die Single- und Zweipersonenhaushalte haben stark zugenommen, was in mehr Quadratmeter pro Kopf resultiert. Stichworte zur Lösung sind hier flexible Grundrisse, Nutzungsüberlagerung und Flächenverdichtung. Fügen wir noch die Worte Umnutzung hinzu, gelangen wir ins Themenfeld der Innenarchitektur. Richtig ausgeführt und umgesetzt kann diese Disziplin künftig die Nachhaltigkeit fördern.

Soweit zur Theorie. Doch welche Rolle spielt nun die Hochschule und welche Werte kann sie uns mit auf den Weg geben? Als Studierender nehme ich die Bemühungen wahr. Der Lehrplan bietet Vorlesungen bezüglich der Kriterien des ‹Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz› (SNBS) und des Wohnungs-Bewertungs-Systems (WBS) der entsprechenden Bundesämter. Im Studium werden wir auf nachhaltige und nicht nachhaltige Materialien hingewiesen und im Umgang mit Massivholz geschult. In mir regt sich ein Gefühl des Optimismus. Scheinen wir also doch die Mittel zu haben, das Klimaschreckgespenst zu verjagen? Die Werkzeuge, um die Bedürfnisse der Besserverdienenden zu erfüllen scheinen vorhanden zu sein. Doch interessieren die sich für den WBS-Katalog zum gemeinschaftlichen Wohnen? Und wie kommen wir den Personen entgegen, welche bezahlbaren Raum statt eines Co-Working Space brauchen? Wie gestalten wir günstigen Raum, der sozial akzeptiert und nicht abgewertet wird? Und wieso fragten mich im letzten Monat drei Personen, wieso nicht wieder wie «früher» gebaut werde, was doch viel schöner sei als die zeitgenössischen Bauten.

Nachhaltigkeit funktioniert für mich nur im Kollektiv. Es ist leicht sich innerhalb der Szene über innovative und ungewöhnliche Lösungen zu unterhalten. Aber finden diese Ansätze auch Anklang in der breiten Bevölkerung? Kennen wir die wirklichen sozial bedingten Probleme und wie können wir verhindern, dass Nachhaltigkeit zur Wohlstandsfrage wird? Das Thema ist komplex – sozial, wirtschaftlich und politisch. Geprägt von Selbstverwirklichungsträumen und einem starken Drang nach Individualismus, innerhalb und ausserhalb der Szene. Ich bin gespannt, wie wir im weiteren Studium auf diese Themen sensibilisiert werden.

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