Kaum Zeit für die Limmat.

Sommerferien

Zwischen Abgabe, Prüfungsstress und der Vorbereitung des nächsten Semesters – wann finden Architektur-Studierende der ETH Zeit «die Lebensqualität zu erfahren, die man für andere plant?», fragt sich Stéphanie Savio.

Ich erinnere mich an die ersten Tage auf dem ETH Hönggerberg. Unser damaliger Entwurfsprofessor des ersten Jahres, Marc Angélil, verkündete neben dem legendären «Architektur muss brennen!», wir sollten die nächsten Winterferien als die letzten der nächsten fünf Jahre geniessen. Als diese vorbei waren, kamen auch schon die Ratschläge für das Sommerprogramm: Für die Prüfungen wurde empfohlen, die Ferienzeit intensiv zu nutzen, sich mit Sport fit zu halten, sich gesund zu ernähren und genug zu schlafen.
Doch zunächst stand der ‹Abgabe-Mai› bevor, worauf sich die Phase des ‹Post-Abgabe-Mais› anschloss; sprich, dem akuten Schlaf- und Bewegungsmangel musste durch Tage der Regeneration begegnet werden. Und auch dieses Jahr läuft es wieder so. Was tun? Richtig: «Sich mit Sport fit zu halten, sich gesund zu ernähren etc.» Vielleicht hat man dann noch Zeit, in einem Büro Geld zu verdienen (denn während des Semesters ist das undenkbar). Spätestens Mitte Juni sollte man sich schleunigst um den Prüfungsstoff kümmern. Daraufhin folgen die bis zu neun Prüfungen, verteilt auf vier Wochen, bis Ende August – so spät, wie nirgends sonst, nicht mal bei der Lausanner ETH. Bevor man die Bibliothek verlassen hat, muss man sich schon für den Entwurfskurs im nächsten Semester entschieden haben. Vielleicht hat man dann noch Glück, ein paar letzte Sonnenstrahlen des Spätsommers zu erhaschen, an der Limmat das Wasser oder bei der Stadion-Brache die Natur zu geniessen. Direkt weg fahren ist auch sehr beliebt, mit dem Ziel, den Kopf zu leeren oder mit inspirierenden Eindrücken neu zu füllen. Mit dem beginnenden Semester im September wird dann wieder Gas gegeben.
Doch die Meisten folgen diesem Standardweg nicht mehr. Der Regenerationsbedarf mancher Entwurfsstudios hat implizit die ‹Entwurfspause Urlaubssemester› eingeführt. Man nimmt sich wieder freien Raum zum Reflektieren oder um die Lust an der Sache erst mal zurückzugewinnen. Die sogenannte ‹Generation Y› (die heutigen 20 bis 30-Jährigen) will nicht nur einen guten Job, sondern vor allem freie Zeit für persönliche Interessen und Engagement. Diese Zeit erlaubt einem auch, die Lebensqualität selbst zu erfahren, die man für andere plant.

Stéphanie Savio ist Mitglied der unabhängigen, studentischen Redaktion von trans, dem Fachmagazin des Architekturdepartements der ETH Zürich.

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Kommentare

Dominic 18.08.2014 20:45
An der Lausanner ETH beendet man übrigens spätestens Anfangs Juli seine Prüfungen. ;-) Ein Student
Dominic 18.08.2014 20:44
An der Lausanner ETH beendet man übrigens spätestens Anfangs Juli seine Prüfungen. ;-) Ein Student
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