Das Siegerprojekt Fotos: Ducksch und Anliker

Untypisches in Langenthal

Ducksch & Anliker gewinnen den Wettbewerb für ein Alterszentrum in Langenthal. Es war unmöglich die Aufgabe perfekt zu lösen.

Das Alterszentrum Haslibrunnen wurde 1952 erbaut, 1982 erweitert und beherbergt heute 53 Alters- und Pflegebetten. Zukünftig soll das Angebot auf 152 Betten erhöht werden. Die Stadt Langenthal sieht einen schrittweisen Ausbau unter Teilbetrieb vor, bei dem in einer ersten Etappe zusätzlich 60 Betten realisiert werden sollen, um in einer zweiten Etappe auch Teile des Bestands umbauen und ersetzen zu können. Zum Umgang mit dem Bestand wurden den Teilnehmern von der Jury folgende Hinweise mitgegeben: «Einerseits soll (...) ein zeitgemässes Alterszentrum entstehen, das eine optimale Betriebsführung und städtebaulich ansprechende Lösung anbietet, andererseits ist aus politischen und ökologischen Überlegungen zu prüfen, ob ein Abbruch oder ein Teilabbruch der relativ jungen Bausubstanz verhältnismässig ist».

Die Teilnehmer standen damit vor einer komplexen Aufgabe, die, und das zeigt das Ergebnis, einen gravierenden Widerspruch enthielt. Selbst das Siegerprojekt der Langenthaler Architekten Ducksch & Anliker macht deutlich, wie schwierig die Ausgangslage war: Sie konzipieren ein Gebäudeensemble aus drei identischen Bauten um ein flächiges, eingeschossiges Gebäude in deren Mitte. Um die geforderte Etappierung zu ermöglichen, müssen Teile des Raumprogramms gebaut werden können, bevor der Bestand saniert, umgebaut oder abgerissen wird. Da der Bestandsbau aber die Mitte der Parzelle besetzt, müssen die Neubauten an den Rändern Platz finden.


Damit sind kompakte Lösungen, wie man sie heute für ein neues Alterszentrum erwarten würde, erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht. Studiert man jüngere ähnliche Projekte wie die Alterszentren Suhrhard in Buchs (AG), Obere Mühle in Lenzburg, die Neubauten in Maienfeld, Jenaz, und Vella oder auch das jüngst entschiedene Appenzell, wird deutlich, dass die Konzeption des Siegerprojekts auf keiner typologischen Überlegung basiert. Es sind vielmehr die durch den sperrigen Bestandsbau in der Grundstücksmitte verursachten Bedingungen, die zu dieser speziellen und für ein Alterszentrum untypischen Lösung geführt haben. Das Siegerprojekt leidet noch unter den etwas engherzigen und konventionellen Ausformulierungen der Pflegestationen. Die Konzeption hingegen fasziniert, gelingt es den Verfassern doch aus einer vorgefassten Vorstellung auszubrechen und mit ihrem Projekt, eines von Pflegetrakten umstellten grosszügigen Forums einen spannungsvollen Typ zu entwerfen. Die höchst unterschiedlichen räumlichen Charaktere entsprechen den Öffentlichkeitsgraden eines Alterzentrums.

Die Stadt Langenthal kann man jedoch angesichts des Ergebnisse nicht ganz vom Zweifel befreien, ob denn nicht vorab ein Entscheid für Totalabriss und Neubau für den Projektwettbewerb, zu einem in Betrieb und Unterhalt ökonomischeren und nicht weniger qualitätvollen Projekt geführt hätte. Den Architekten des Siegerprojekts hingegen ist für die Weiterbearbeitung zu wünschen, dass sie ihr Konzept weiterentwickeln und entfalten können.

Alterszentrum Haslibrunnen, Langenthal

Offener Projektwettbewerb mit  26 Teilnehmern für die Stadt Langenthal

1. Preis: Ducksch & Anliker Architekten, Langenthal

2. Preis: Stefan Häuselmann, Baden, und Schmid Architekten, Zürich

3. Preis: Volker Bienert Architekten, Zürich

4. Preis: Elmiger Tschuppert Architekten, Luzern

5. Preis: Schenker Stuber von Tscharner Architekten, Bern

6. Preis: Blum und Grossenbacher Architekten, Langenthal

7. Preis: Zach + Zünd Architekten, Zürich

8. Preis: Reto Thomet, Zürich

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