Der neue Saal des Siegerprojekts Fotos: Horisberger Wagen Architekten und Stehrenberger Architektur

Das Unantastbare antasten

Horisberger Wagen Architekten und Stehrenberger Architektur gewinnen den offenen Projektwettbewerb für den Neubau Landenberghaus in Greifensee. Die Architekten beantworten unsere drei Fragen.



Horisberger Wagen Architekten und Stehrenberger Architektur gewinnen den offenen Projektwettbewerb für den Neubau Landenberghaus in Greifensee. Katharina Stehrenberger und Detlef Horisberger beantworten unsere drei Fragen.



Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Katharina Stehrenberger und Detlef Horisberger: Zum einen sicher die Nutzbarmachung des Tragwerks zu Gunsten des Raumes: Durch die Umkehrung des statischen Prinzips mit der abgehängten, rundum laufenden Galerie wird das Parkett stützenfrei und somit flexibel nutzbar. Gleichzeitig kann in der raumhaltigen Dachkonstruktion allerlei Bühnentechnik «unsichtbar» untergebracht werden. Zum andern haben wir das charakteristische historische Bruchsteinmauerwerk auch im Gebäudeinneren inszeniert. Ritzen, Fugen und eine lebendige Oberflächenstruktur sorgen für natürliche Raumakustik und eine spezielle Atmosphäre, wie wir sie beispielsweise von historischen Kirchenräumen her kennen.

Wie verhält sich das Projekt zum Bestand?
Die Einpassung des neuen Volumens in die bestehende, dreiseitige Fassung von Pfarrhaus und Städtlimauer, die Übernahme von Fluchten, First- und Traufrichtungen sowie die Fortsetzung der Vordachtradition sind die wichtigsten kontextuellen Prämissen unseres Entwurfs. Die bestehenden Bruchsteinmauern wurden zum Ausgangspunkt für ein Leitmotiv, das wir auch im Innern gezielt ausspielen. Die Dialektik zwischen den Fassaden der Nachbarbauten und dem neuen Landenberghaus erweist dem Bestand Reverenz und ist gleichzeitig Quelle einer architektonischen Neuinterpretation.

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?

Das grösste Risiko war zugleich die grösste Chance. Wir haben einen Teil der denkmalgeschützten Städtlimauer – die Giebelmauer auf der Schlossseite – zur symmetrischen Figur aufgemauert, nach dem Credo «ergänzen ohne zu zerstören». Die Hinterfragung des vermeintlich Unantastbaren erwies sich als wichtiger Impuls für unseren Entwurf, da er zur Klärung des Raums und zur Schaffung einer optimierten Saalfigur mit erhöhter Sitzplatzzahl führte. Mit diesem Regelbruch wird die Geschichte dieses bemerkenswerten Ortes weitergeschrieben.

Landenberghaus, Greifensee

Projektwettbewerb im offenen Verfahren mit 87 Teilnehmern für die Gemeinde Greifensee

1. Rang

horisberger wagen architekten und stehrenbergerarchitektur, Zürich; Mitarbeit: Katharina Stehrenberger Katharina, Detlef Horisberger, Mario Wagen, Anne-Chantal Rufer, Christine Bühler; Bauingenieur: bonomo engineer, Rüdlingen; Andreas Geser Landschaftsarchitekten, Zürich; Bakus Bauphysik und Akustik, Zürich; mosersidler AG für Lichtplanung, Zürich, Klangkunst: Andres Bosshard, Zürich

2. Rang

Scheibler & Villard Architekten, Basel

3. Rang

Lemmen Mazzei, Basel

4. Rang

Hofmann Pascal Architekt, Zürich

5. Rang

Pescia & Thöny Architekten, Zürich

6. Rang

bernath+widmer Architekten, Zürich

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