Wohn- und Arbeitsstadt

Pratteln hat bereits heute eine sehr hohe Beschäftigungsdichte. Welches Verhältnis von Bewohnerinnen und Beschäftigten planen die Entwickler mit ihren Projekten?

Fotos: Christian Aeberhard
In Zusammenarbeit mit dem Kanton Basel-Landschaft und der Gemeinde Pratteln

Pratteln hat bereits heute eine sehr hohe Beschäftigungsdichte. Welches Verhältnis von Bewohnerinnen und Beschäftigten planen die Entwickler mit ihren Projekten?

Lange lag die kritische Grösse eines Dorfs bei 500 Personen. Ab dann würde die Einwohnerzahl sicherstellen, dass Schulen, Läden, Gasthäuser und andere Infrastrukturen wirtschaftlich betrieben werden können. Die 500er-Grenze muss die Gemeinde Pratteln irgendwann im 17. Jahrhundert erreicht haben: 1585 wurden noch 240 Personen registriert, 1770 699. Im Jahr 2022 zählte Pratteln stolze 16 700 Bewohner. Nun steht der nächste Meilenstein in der Entwicklung bevor. Allein durch die Areale ‹Gleis Süd›, ‹Zentrale› und ‹Bredella› rechnet die Statistik über die nächsten fünf Jahre mit 3000 zusätzlichen Bewohnerinnen und Bewohnern. Das sind 18 Prozent der bestehenden Bevölkerung oder sechs autarke Dörfer, die je wieder über die internen Bedürfnisse an Infrastruktur Arbeitsplätze schaffen. Diese kommen zu den 875 Arbeitsplätzen dazu, die gemäss Plänen der Baueingabe im neuen Haus der Wirtschaft auf dem ‹Chuenimatt›-Areal entstehen werden.

Pratteln hat bereits heute eine sehr hohe Beschäftigungsdichte. Auf vier Einwohnende kommen drei Beschäftigte. Dieser Wert ist bedeutend höher als in benachbarten Gemeinden, in der Region und im Kanton. In Pratteln wird also gewohnt und gearbeitet – jedoch nicht unbedingt von denselben Personen. Von den insgesamt rund 14 800 Beschäftigten pendeln circa sechzig Prozent nach Pratteln, im Umkehrschluss sind rund vierzig Prozent der Beschäftigten auch in Pratteln zu Hause. Mit dem neuen Wohnangebot könnte sich dies verändern und mehr Pendler dazu verlocken, direkt vor Ort zu wohnen.

Welches Verhältnis von Bewohnerinnen und Beschäftigten planen die Entwickler mit ihren Projekten? Auf dem Areal ‹Gleis Süd› ist ein Gewerbeanteil von dreissig Prozent vorgesehen. Bei einer angestrebten Bruttogeschossfläche von 57 000 Quadratmetern entspricht dies einer Gewerbefläche von 17 000 Quadratmetern oder Platz für 400 Beschäftigte. Für die 350 Wohnungen rechnet man mit rund 800 Bewohnern. Im ‹Gleis Süd› werden also auf vier Einwohner zwei Arbeitsplätze kommen. Ähnlich sieht es in der ‹Zentrale› aus. Geplant sind Geschäftsflächen in einer Grössenordnung von 15 000 Quadratmetern Geschossfläche und 470 Wohnungen auf 50 000 Quadratmetern Geschossfläche. Besonders spannend wird die Entwicklung des Gewerbes auf dem ‹Bredella›-Areal zu beobachten sein. Das Areal ist bereits heute ein funktionierender Gewerbepark mit rund tausend Arbeitsplätzen. Die Eigentümerin möchte diese Arbeitsplätze nicht verdrängen, sondern mittels langfristiger Planung erhalten, gegebenenfalls umplatzieren und erweitern. Heute bestehen hier bereits 50 000 Quadratmeter gewerbliche Flächen. Im Rahmen der zwanzigjährigen Entwicklung werden diese um 100 000 Quadratmeter Wohnfläche erweitert. Im ‹Haus der Wirtschaft› ist mit der bereits realisierten ersten Etappe von 10 000 Quadratmeter Geschossfläche ein Arbeits- und Veranstaltungsort entstanden. Mit der zweiten Etappe und weiteren 20 000 Quadratmetern werden es schliesslich rund 850 Arbeitsplätze sein, die dazu beitragen, das bestehende Verhältnis zwischen Bewohnerinnen und Beschäftigten im Lot zu halten. Die Gefahr von reinen Wohnstädten scheint somit gebannt.

Zieht man das Bild des autarken Dorfs wieder heran, stellt sich die grosse Frage: Inwieweit werden es die Areale schaffen, gerade nicht für sich zu bleiben, sondern mit der bestehenden Gemeinde und unter sich zu einem funktionierenden System zusammenzuwachsen? Bei an sich bereits grossen und komplexen Projekten liegt es nicht auf der Hand, noch eine Dimension von Grösse, Komplexität und unterschiedlichen Entwicklungszeiträumen hinzuzufügen. Mit der zunehmenden Bevölkerung wächst zwangsläufig das Bedürfnis nach Infrastruktur. Die sich daraus ergebenden Synergien sind als Chance zu verstehen, hier ein grosses Ganzes entstehen zu lassen.

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