Nicht alle Ausstellungen des Fuorisalone wussten die Schönheit ihrer Umgebung zu nutzen – wie im Innenhof des barocken Palazzo di Brera, den ein wuchtiger Messestand verunstaltet.
Die 62. Ausgabe des Salone del Mobile ist vorbei. Trotz des performativen Kraftakts, den Stadt und Branche jährlich mobilisieren, hinterlässt die Mailänder Designwoche zwiespältige Gefühle.
Rund 361'400 Designschaffende, Einkäufer, Innenarchitektinnen und Interessierte sind zur 62. Mailänder Möbelmesse gekommen. Bei weitem kein Rekord, aber immerhin knüpft die Zahl an vorpandemische Zeiten an. Es geht wieder aufwärts, möchte man meinen. Wohin es genau geht, blieb allerdings unklar: Zwar vermag Milano noch immer etwas vom Glanz vergangener Tage zu versprühen – dazu tragen auch die Besucherinnen sowie die Mailänder selbst bei, die mit klotzigen Sandalen zum eleganten Mantel oder Schnauz und Dächlikappe ihre Zugehörigkeit zur Kreativszene signalisieren. Doch von den alten Verheissungen ist wenig übriggeblieben. Einst versprach der Salone del Mobile ein besseres Leben dank Möbeln und Leuchten, die den modernen Menschen in seinem Vorankommen unterstützen sollten. Ihr Unvermögen, dieses Versprechen einlösen zu können, kompensierten die Möbelhersteller mit einem Mehr an Fläche, Inszenierung und Show, die ihrerseits ein Mehr an Ausstellerinnen, Events und Besucherinnen anzogen.
Als 2021 der «Supersalone» nach dem pandemiebedingten Totalausfall ein reduziertes, distanztaugliches Format austestete, versprachen sich davon viele eine Zäsur, einen Ausstieg aus dem Mehr, das längst zum Zuviel geworden war. Wie die Illusion der Moderne hat sich auch diese Hoffnung – zumindest vorerst – zerschlagen.
Der grösste Designevent Europas kennt die Antworten auf drängende Fragen nicht. Dennoch scheint der Wunsch gross, mittels hochkarätig besetzter Talks einen Mehrwert zu generieren, der über das Zelebrieren der Warenwelt hinausgeht. So sprachen etwa Johanna Agerman Ross (leitende Kuratorin London Design Museum) und Architekt Francis Kéré auf dem Messegelände, die Designerinnen Faye Toogood und Inga Sempé im angesagten Kulturzentrum Spazio Maiocchi, die Architekturtheoretikerin Beatriz Colomina und Elvira Dyangani Ose (Direktorin des Museum d’Art C...
Ratlos in Mailand
Die 62. Ausgabe des Salone del Mobile ist vorbei. Trotz des performativen Kraftakts, den Stadt und Branche jährlich mobilisieren, hinterlässt die Mailänder Designwoche zwiespältige Gefühle.
22.04.2024 19:05