Während der Stadtwanderer für Leute wie Ernest Brantschen nur Verachtung übrig hatten, sind heute die Enkel daran, die Generation von 1950 bis 1980 neu zu bewerten.

Bauen, nicht reden

Nach dem Krieg gingen die Schleusen auf. Im Strom der Hochkonjunktur schwamm auch der St.Galler Architekt Ernest Brantschen. Mit dem Untertitel «Bauten und Projekte» ist das Buch bereits zusammengefasst.

«So selbstbewusst und vielleicht auch geschäftstüchtig er gelegentlich aufgetreten sein mag, so wenig verspürte er das Bedürfnis nach genialischem Gestus und Ego-Pflege. Vielmehr griff er auf, was er brauchen konnte, und verwandelte es sich an. Das war ein handwerkliches, baumeisterliches Selbstverständnis des Architekten.» Das steht im Vorwort von Gerhard Mack und ich überlege mir: Reinhard, Helfer, Stücheli? Jedenfalls einer aus der glücklichen Generation, die nach dem Krieg les trentes glorieuses mitmachen und mitgestalten durften, die Praktiker also. Diesmal geht es um den Architekten Ernest Brantschen (1922-1994). Ort der Handlung ist die Ostschweiz, genauer St. Gallen. Dorthin kommt der Walliser aus dem Mattertal nach seinem Studium auf Anraten seines Diplomvaters Hans Hofmann. Ernst Hänny & Sohn heisst die Firma, der Senior ist bereits 69, der Junior stirbt 1951 mit 36, die Firma heisst nun Hänny & Bratschen, zwei Jahre später Ernest Brantschen, Architekt. Er versanktgallerte sich gründlich. Er wuchs an und wurde bedeutend. Das Buch zeigt die Bauten, der Architekt als Mensch und Mann bleibt nur angedeutet. Falsch, sein eigenes Haus auf dem Gäbris dient als Porträt. Wenn er war wie sein Haus, dann war er solide, gemässigt und introvertiert. Unter einem riesigen Satteldach entwickelt sich ein gepflegtes Innenleben mit einer zweigeschossigen Halle, differenzierten Bodenniveaus, einer geschützten Cheminée-Nische, SAC-Ecke genannt, alles mit viel Holz, namentlich an Brüstungen und Decken. Ein bürgerlicher Massanzug für einen seriösen Baufachmann und seine Frau. Alles ist mit prätentiöser Bescheidenheit sehr sorgfältig gemacht. Radikal ist da nichts. Auf diesen Architekten konnten sich die Bauherren verlassen. Das Buch stellt das Werk in Aufgabenkapiteln vor: Sakralarchitektur, Weitere Bauten für die Kirche, Wohnbauten, Bürobauten, Hybride, Schulen,...
Bauen, nicht reden

Nach dem Krieg gingen die Schleusen auf. Im Strom der Hochkonjunktur schwamm auch der St.Galler Architekt Ernest Brantschen. Mit dem Untertitel «Bauten und Projekte» ist das Buch bereits zusammengefasst.

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