Ein Panorama
Von Walter Jonas kenne ich die eigenartigen Hausgebirge, deren Modelle häufig in Ausstellungen zu sehen sind, die Architektur und Zukunft verbinden. Sie heissen «Intrapolis» und sehen aus wie grosse Kelche, in denen Wohnungsring über Wohnungsring gestapelt wird und bis zu 2000 Menschen Platz haben. Dies allein schon lohnt die Lektüre. Doch Stefan Howald holt für seine Jonas-Biografie weit aus.
Von Walter Jonas kenne ich die eigenartigen Hausgebirge, deren Modelle häufig in Ausstellungen zu sehen sind, die Architektur und Zukunft verbinden. Sie heissen «Intrapolis» und sehen aus wie grosse Kelche, in denen Wohnungsring über Wohnungsring gestapelt wird und bis zu 2000 Menschen Platz haben. Die Entwürfe hat Jonas in den Siebzigerjahren entwickelt. Dem Drama, wie er seinen Entwurf hartnäckig zu realisieren und zu Geld zu machen versuchte, gehört ein Teil des Buches. Dies allein schon lohnt die Lektüre. Doch Stefan Howald holt für seine Jonas-Biografie weit aus. Der spätberufene Urbanist war vorab ein Künstler, der, heute weitgehend vergessen, von 1930 bis 1979 in Zürich arbeitete, einen Salon führte, alle kannte und sich mit tosenden Briefen meldete, wenn ihm etwas nicht passte. Und er war ein TV-Pionier, der gleich zu Beginn des Fernsehens in Schwarz-Weiss Schweizer Kunst erklärte. Howald
zeichnet dieses vielfältige und ab und zu strenge
Leben mit grosser Sympathie nach. Er bettet den Lebensfaden seines Helden in eine farbige Milieu- und Kulturgeschichte ein und hat Mitleid mit dem Städtebauer, dessen urbanistische Ungetüme niemand umgesetzt hat — Gott sei Dank.