Hochkarätige Darsteller: Devid Striesow, Ursina Lardi, André Jung (nicht im Bild: Jasna Fritzi Bauer, Sebastian Blomberg, Heiko Pinkowski). Dahinter: der achte Darsteller, die Stahlwand. Fotos: David Baltzer

Unendliche Stahlwand

Für die Inszenierung von David Foster Wallace' ‹Unendlicher Spass› teilten die Bündner Architekten Capaul & Blumenthal die Bühne des Zürcher Schauspielhauses in ein Vorn und ein Hinten. Ein Kraftakt.

Das Buch ‹Unendlicher Spass› von David Foster Wallace ist Kult. Abgründe und Alltäglichkeiten auf 1500 Seiten. Oder, wie der Autor in der Ankündigung des Theaterstücks von Thorsten Lensing zitiert wird: «Ich will darüber schreiben, wie es sich anfühlt, heute zu leben, statt davon abzulenken.»

Vier Stunden lang ging das Stück, dass an drei aufeinander folgenden Januarabenden im Zürcher Schauspielhaus zu sehen war. Es spielte ein hochkarätiges Ensemble, die Bühne gestalteten die mit dem Regisseur und der Schauspielerin Ursina Lardi befreundeten Architekten Gordian Blumenthal und Ramun Capaul aus Ilanz. Eine lange, geschlossene Wand aus 5 Millimeter starken Stahlplatten teilte die Bühne in einen (bespielten) Vorder- und einen (unsichtbaren) Hintergrund. Ab und zu hämmerte jemand von hinten an den Stahl, dass es den Zuschauern in Mark und Bein ging. Bloss nicht vom Leben ablenken!

Länge und Position der Stahlwand ist je nach Theaterhaus verschieden, denn das Stück tourt über neun Bühnen Europas. 22.50 Meter lang war sie in Hamburg, im Zürcher Schiffbau immerhin noch 13.50 Meter lang und rund 3 Tonnen schwer. Die 1.50m breiten und 2.50m hohen Rohstahltafeln stammen aus dem Stahlwerk Ilsenburg südwestlich von Berlin, informiert der Architekt Blumenthal später. Na, denkt sich der etwas abgelenkte Theatergänger irgendwann zwischen Stunde 3 und 4, da wird das technische Personal beim Aufbau ja mächtig Spass gehabt haben. Der Architekt: «Natürlich sind die hohen Gewichte im Theaterbetrieb unüblich und gewöhnungsbedürftig. Sie funktionieren aber laut der für den Auf- und Abbau Verantwortlichen sehr gut.»

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