Haus im Quartiermassstab

Unübersehbar steht das Polizei- und Justizzentrum am Rand des Zürcher Vorbahnhofs. Hinter der grünen Steinfassade verbergen sich Büros, ein Gefängnis und drei grüne Höfe.

Fotos: Till Forrer
In Zusammenarbeit mit Kanton Zürich, Theo Hotz Partner, HRS

Unübersehbar steht das Polizei- und Justizzentrum am Rand des Zürcher Vorbahnhofs. Hinter der grünen Steinfassade verbergen sich Büros, ein Gefängnis und drei grüne Höfe.

Zweihundertachtzig Meter lang, hundertfünfzehn Meter breit: Die Dimensionen des Polizei- und Justizzentrums sind eindrücklich. Und auch wenn die am Bau Beteiligten den Vergleich mit einem Supertanker nicht mehr hören mögen, drängen sich Vergleiche auf. Mit gut 522 000 Kubikmetern ist das Volumen des PJZ mehr als doppelt so gross wie der Prime Tower. Anderthalbmal hätte der Bürokomplex Neue Hard vis-à-vis am Gleisfeld darin Platz. Einzig der Circle am Zürcher Flughafen stellt mit einer Million Kubikmeter das PJZ in den Schatten.

An der Hohlstrasse setzt sich das PJZ sechsgeschossig in Szene.

Hier könnte das PJZ dereinst wachsen. Aus der Ferne grüsst der Prime Tower.

Im Neubau sind Abteilungen der Kantonspolizei, der Staatsanwaltschaft und des Justizvollzugs untergebracht. Zudem haben hier das Forensische Institut, die Zürcher Polizeischule und Teile des Zwangsmassnahmengerichts ihren Sitz. Insgesamt bietet das PJZ rund 2030 Arbeitsplätze. Dazu kommen 241 Haftplätze für vorläufige Festnahmen und für die Untersuchungshaft. Viele dieser Nutzungen waren bisher in der Polizei- und der ehemaligen Militärkaserne, in benachbarten Bürogebäuden sowie im provisorischen Polizeigefängnis auf der Kasernenwiese untergebracht. Andere Dienste waren weiter verstreut. 31 Standorte konnten die Justiz- und die Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich im Neubau vereinen.

Entworfen haben das grosse Haus die Architekten des Büros Theo Hotz Partner. Sie gewannen 2006 den Projektwettbewerb und waren eine der wenigen Konstanten im Projekt mit seiner wechselvollen Geschichte siehe ‹Auf einer Berg- und Talfahrt zum guten Ende›, Seite 6. Seit dem ersten Strich ist Robert Surbeck mit dabei. Er hat seinerzeit mit Theo Hotz am Wettbewerb teilgenommen und führt heute, zusammen mit Peter Berger und Stefan Adler, das Büro. «Ich habe nie an einem komplexeren Raumprogramm gearbeitet», meint der Architekt.

Die Drohnenaufnahme zeigt die Innenhöfe von Bürobereich und Gefängnis.

Der Haupthof greift mit kleinen Höfen bis ins Restaurant.

Teil eines künftigen Quartiers
«Als 2005 der Wettbewerb ausgeschrieben wurde, stand der Gestaltungsplan inhaltlich schon fest», sagt Robert Surbeck. Zu Beginn hätten sie sich kurz überlegt, ob sie den Städtebau akzeptieren oder verwerfen sollten. Es hätte ja reizvoll sein können, aus den unterschiedlichen Nutzungen eine kleine Stadt zu bauen. Funktioniert hätte das aber kaum, denn aus Sicherheitsgründen wäre daraus eine verbotene Stadt geworden. Im Lauf der Planung haben sich die Vorteile des einen einzigen grossen Gebäudes gezeigt: Das Konzept machte alle der zahllosen Änderungen ohne grössere Konflikte mit.

Im Masterplan von Gigon / Guyer Architekten, der die Basis für den Gestaltungsplan bildete, ist das PJZ ein Baustein für ein neues Stück Stadt, das sich zwischen Hohlstrasse und Gleisfeld aufspannt. Seinen Kopf wendet der Neubau der Hohlstrasse zu, wo das PJZ im Stadtbild Präsenz markiert. Der grösste Teil der Längsseite springt jedoch von der Hohlstrasse zurück und ist von einen baumbestandenen Strassenabschnitt gesäumt – das erste Stück einer Allee, die das Rückgrat des neuen Quartiers bilden soll. Die Rückseite wendet das Gebäude dem Gleisfeld zu.

Ob, wann und in welcher Form die anderen Teile des von Gigon / Guyer skizzierten Quartiers realisiert werden, ist offen. Vorerst führt das PJZ ein eher isoliertes Dasein und erscheint – gross und strahlend neu – als Fremdkörper. Dass nicht das ganze Gebiet in einem Zug neu bebaut wird, so wie die Europaallee, hat auch Vorteile: Je später die anderen Bauten realisiert werden, desto mehr werden sie sich in ihrer Architektur unterscheiden.

Erdgeschoss

1. Untergeschoss

Kein Leisetreter
Es liegt in der Natur eines Polizei- und Justizzentrums, dass es weitgehend geschlossen ist und sich nur für wenige öffnet. Und doch ist es ein öffentliches Gebäude: Bauherr ist der Kanton, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler haben es finanziert. Deshalb war es für die Architekten klar, dass sie sich beim architektonischen Ausdruck an städtischen und kantonalen Amts- und Verwaltungsgebäuden orientierten. Anders als die Corporate Architecture klassischer Dienstleistungsgebäude hat ein Haus der öffentlichen Verwaltung eine grössere Konstanz, meint Robert Surbeck. Mit diesem Bild im Kopf war es für die Architekten schon im Wettbewerb klar, dass das PJZ ein steinernes Gebäude werden soll – übrigens auch für Theo Hotz. «Hotz war immer mehr als Stahl und Glas», sagt Robert Surbeck über den 2018 verstorbenen Patron, der das Projekt bis 2010 begleitet hatte.

«Das Projekt hat in der Überarbeitung auf beeindruckende Weise alle funktionalen, technischen und kostenmässigen Anforderungen erfüllt. Die Grossform ist grundsätzlich städtebaulich richtig gesetzt», lobte die Wettbewerbsjury 2006 den Entwurf. Sie übte aber auch Kritik: «Aufgrund der geringen Differenziertheit der Fassaden und der unzureichenden Gliederung des Volumens ist der grosse Baukörper ungenügend mit der unmittelbaren Umgebung verschränkt und nicht umfassend im Städtebau integriert.»

2. Obergeschoss

3. Obergeschoss

5. Obergeschoss

Wie gingen die Architekten damit um? Nun, zu einem Leisetreter machten sie das PJZ nicht. Die Grossform blieb gross. Das hat auch mit dem Charakter der Bauaufgabe zu tun, wie ihn die Architekten verstanden: aus den bisher auf zahlreiche Standorte verteilten Nutzungen etwas Neues, Gemeinsames zu schaffen.

Diese Einheit sollte sich auch nach aussen manifestieren, ohne jedoch monoton zu wirken. Die Differenzierungen an den Fassaden sind allerdings erst auf den zweiten Blick zu erkennen. In einzelnen Bereichen, etwa an den Gebäudeecken oder im Bereich der Erschliessungen, sind die Fenster grösser. An anderen Stellen schieben sich die schräg gestellten Steinplatten zu und lassen nur einen Schlitz frei. Als Stein für die Fassade wählte man schon 2007 den Verde Salvan aus dem Wallis – er ergibt mit den vielen Einschlüssen unterschiedlicher Grösse ein lebendiges Bild. Aus der Ferne wirkt er homogen, erst aus der Nähe zeigt sich seine Vielfalt. «Für mich steht dieses Bild auch ein wenig für die Gesellschaft», philosophiert Robert Surbeck, und es passe zur Nutzung: «Abweichendes gehört mit dazu.»

Vielfalt im Innern
So kompakt das Volumen von aussen wirkt, so vielfältig ist es im Innern. Es gibt drei unterschiedliche Typologien: die grossflächigen Untergeschosse, die den ganzen Fussabdruck des PJZ belegen. Darauf stehen die Gebäudeflügel von Polizei und Justiz, die drei Höfe definieren, sowie der vierteilige Gefängnistrakt. An der Nordecke klafft eine grosse Lücke im Volumen. Aus Kostengründen erstellte man hier nur den Sockelbau und sparte das restliche oberirdische Volumen. Später können hier ein zusätzlicher Bürotrakt und zwei weitere Gefängnisblöcke erstellt werden. Sie werden einmal den vierten Hof umschliessen. Heute ist hier ein offener Aussenbereich.

Im Personalrestaurant brechen geschwungene Linien die Strenge des Gebäudes.

Die Büros im Innern sind gegen einen der dicht bepflanzten Höfe orientiert.

Der Zugang ins PJZ ist streng reglementiert und kontrolliert. Neben dem Haupteingang und der Anlieferung gibt es deshalb nur noch einen weiteren Zugang für Mitarbeitende an der Längsseite und den separaten Eingang ins Gefängnis an der Rückseite. Wer im Haus seinen Arbeitsplatz hat, gelangt nach der elektronischen Sicherheitskontrolle über eine Vereinzelungsanlage – eine Personenschleuse – ins Innere. Besucherinnen und Besucher – dazu gehören auch die Anwälte der Gefangenen – müssen durch die Sicherheitskontrolle mit Gepäckdurchleuchtung und Metalldetektor.

Sicherheit versus Bewegungsfreiheit
Angenehm ist dieses Prozedere nicht. Aber die an einem Ort konzentrierte, strenge Sicherheitskontrolle ermöglicht es, dass die Mitarbeitenden sich im Haus relativ frei bewegen können. Die externen Besucherinnen und Besucher können sich nach der Sicherheitskontrolle selbstständig bis zum Empfangsraum im jeweiligen Geschoss bewegen. Dies ist nur möglich, weil man in einer Projektänderung die ursprünglich weit verstreuten Einvernahmeräume zu Pools zusammengefasst hat, sodass keine Untersuchungsgefangene über weite Strecken durch das Haus geführt werden müssen. «Erst damit wurde die Basis für einen weitgehend flexiblen Ausbau geschaffen», erinnert sich Ronny Ott. Er hat als Gesamtprojektleiter zusammen mit Stefan Adler das Generalplanerteam bei Theo Hotz Partner während mehr als zehn Jahren bis zur Übergabe geführt. Das heisst nicht, dass man einfach nach Belieben durch das Haus spazieren kann; jede Nutzungseinheit hat ihren separaten Bereich, der mit einem Badgezugang gesichert ist. Aber innerhalb dieser Bereiche können sich die Mitarbeitenden weitgehend frei bewegen.

Der Dreh- und Angelpunkt im PJZ ist das über alle Geschosse reichende Atrium mit der offenen Treppe und den Liften. Hier steht auch eine der drei übergrossen Disteln des Kunstprojekts ‹Listen to the Flowers› von Ursula Palla. Zwei weitere stehen auf dem Vorplatz. Das Rohmaterial der Disteln besteht teilweise aus Stahlteilen von Waffen, die von der Bevölkerung am jährlichen Aktionstag freiwillig der Kantonspolizei übergeben wurden.

Die über alle Geschosse reichende Halle ist das Rückgrat der Erschliessung des Polizei- und Justizzentrums.

Ein normales Bürohaus
Was Aussenstehende überraschen mag: Zum grössten Teil ist das PJZ ein ganz normales Bürohaus. Die einzelnen Trakte sind dreibündig organisiert. Beidseits der Mittelzone mit Sanitär- und Nebenräumen sind die Büroflächen angeordnet. Auf der einen Seite blicken sie nach innen in den Hof, auf der anderen nach aussen in die Stadt. Die drei dicht bepflanzten Höfe sind auch eine Orientierungshilfe im Haus. Weitere Fixpunkte in den Bürogeschossen sind siebzig über das Gebäude verteilte glänzend weisse Möbel. Hier gibt es Kaffee und Wasser, hier treffen sich die Mitarbeitenden zum Schwatz, hier entsorgen sie aber auch ihren Abfall. Denn Papierkörbe gibt es an den Arbeitsplätzen aus betrieblichen Gründen keine.

Alle Trennwände lassen sich einfach demontieren und verschieben, sodass eine Büroflächen rasch neu aufgeteilt werden können. Bei Banken und Versicherungen ist das nichts Neues, in der öffentlichen Verwaltung hingegen ist dies noch nicht so üblich. Mit diesem Grundprinzip kann im PJZ auch künftig auf Nutzungsveränderungen flexibel reagiert werden.

Büroräume, die noch auf die Belegung warten.

Pausenbereiche mit Kaffee- und Wasserstation.

Bisher waren die Arbeitsplätze über viele Standorte verteilt, von denen jeder seine eigene Identität hatte. Dass nun alles an einem Ort konzentriert ist, war für viele Mitarbeitende ein anspruchsvoller Prozess. Nun gehe es darum, gemeinsam eine eigene Identität für das ganze Haus zu schaffen, meint Stefan Henfler. Auch er ist als Gesamtprojektleiter für die architektonische Gestaltung seit mehr als zehn Jahren im Team PJZ von Theo Hotz Partner. Er hat diese Prozesse aus der Nähe miterlebt. Von den meisten sei dies positiv aufgenommen worden, meinen die am Projekt Beteiligten einhellig.

Viel von wenigem
Beim Innenausbau haben sich die Architekten auf wenige Materialien beschränkt. «Viel von wenig, statt wenig von viel», erläutert Stefan Henfler. Wenn Naturstein, dann Verde Salvan. Wenn Holz, dann Eiche. Wenn Beton, dann sichtbar. So zeigt sich das Materialisierungskonzept. Bei den Arbeitsplätzen kommen ein dunkler Teppichboden und Akustikelemente an der Decke dazu. Aussergewöhnlich sei es gewesen, dass die Architekten auch für die Möblierung verantwortlich waren, betont Stefan Henfler.

Sind die Arbeitsbereiche auf effiziente Flächennutzung, Flexibilität und gestalterische Neutralität sowie Langlebigkeit ausgelegt, gibt es einzelne Bereiche mit grösserer Ausstrahlung. Dazu gehört in erster Linie das Raumkontinuum aus Eingangsbereich, Atrium und Konferenzbereich. Letzterer sitzt wie eine Krone über dem Haupteingang des Gebäudes. Beidseits des Atriums sind je drei Konferenzräume angeordnet, die sich bei Bedarf miteinander verbinden lassen. Wenn ein Ereignis einen grösseren Krisenstab nötig macht, wird dieser hier oben zusammenkommen. Dafür steht der KFO-Raum (Standort für die kantonale Führungsorganisation) zur Verfügung. Den prächtigen Blick über die Stadt wird dann wohl niemand geniessen können.

Einer der Konferenzräume im obersten Stock.

Sitzungszimmer mit Glasabschluss zum Korridor.

Ein weiterer, speziell gestalteter Ort im PJZ ist das Personalrestaurant im Erdgeschoss mit einen 430 Plätzen. Ursprünglich an der Fassade geplant, sitzt es nun unter dem grossen Hof. Dies ermöglichte es, die Decke zu perforieren und den Grünhof mit kleineren Höfen bis ins Restaurant hinunterzuziehen, was für die fehlende Aussicht in die Stadt entschädigt. Hier haben die Architekten nicht mit Geraden und dem rechten Winkel, sondern mit geschwungenen Linien gearbeitet. Ein spezieller, gut abgeschirmter Ort ist die Einsatzzentrale der Kantonspolizei im obersten Geschoss. Hier laufen die Notrufe zusammen, von hier aus werden die Einsätze ausgelöst und koordiniert. Eine grosse Bildschirmwand und Bildschirmbatterien an jedem Arbeitsplatz bestätigen das Bild, das sich Aussenstehende von einer solchen ‹Kommandozentrale› machen.

Im Untergrund verborgen
Das Gefängnis ist eine eigene Welt mit eigenen Regeln. Es ruht jedoch auf der gleichen baulichen Basis wie das ganze PJZ: dem dreigeschossigen, weitgehend im Untergrund verborgenen Sockelbau. Die Struktur mit den Höfen ist hier kaum wahrnehmbar, die Orientierung entsprechend schwierig. Aber auch hier sind für das PJZ wichtige Nutzungen untergebracht. Dazu gehören eine Turnhalle mit Kletterwand und der Dojo-Raum, in dem die angehenden Polizistinnen und Polizisten sich in Kampfsportarten üben. Weiter gibt es vier Schiesskeller sowie eine Einstellhalle mit rund 500 Parkplätzen. Diese sind fast ausschliesslich für Dienstwagen reserviert, die Mitarbeitenden dürfen nur ausnahmsweise mit dem Auto anreisen. Ein Teil der Einstellhalle kann als ‹Haftstrasse› funktionieren, wenn bei Grosseinsätzen die Polizei viele Personen festnimmt. Dann wird die Turnhalle zum Einvernahmeraum.

Wegen seiner Funktion war das Polizei- und Justizzentrum immer wieder der Kritik ausgesetzt. Manche sehen in ihm den monumentalen Ausdruck staatlicher Gewalt. Kann man als Architekt ein Gefängnis bauen? Sie hätten sich durchaus mit dieser Frage auseinandergesetzt, sagt Robert Surbeck. Er hat eine klare Meinung: «Wenn man als Architekt Verantwortung gegenüber einer Gesellschaft wahrnehmen will, dann muss man sich auch mit schwierigen Themen auseinandersetzen.»


Das Gefängnis – eine Welt für sich
Ein weitgehend autonomer Teil innerhalb des PJZ ist das Gefängnis Zürich West. Der Eingang liegt an der Strasse Am Kohlendreieck an der Rückseite des Gebäudes – eine Diskretion, die Besuchende wie Entlassene wohl gleichermassen schätzen. Hier sitzt niemand eine Strafe ab: Es ist ein Gefängnis für die vorläufige Festnahme und für die Untersuchungsgefangenschaft. Entsprechend gross ist die Fluktuation. Dreissig Ein- und Austritte pro Tag sind durchaus möglich. Erst nach einem rechtskräftigen Gerichtsentscheid werden verurteilte Personen in eine Strafvollzugsanstalt verlegt.

Korridor für Besucherinnen und Anwälte im Gefängnis.

Korridor in einem der Gefängnistrakte.

Das grosse Thema ist, wen wunderts, die Sicherheit. Diese hat viele Facetten, wovon ein möglicher Ausbruch nicht einmal die wichtigste ist. An erster Stelle steht die Sicherheit der Menschen: die des Personals gleichermassen wie die der Gefangenen.

Die Zellen sind auf vier weitgehend voneinander getrennte Module aufgeteilt. Damit gibt es keine Kollusionsgefahr, wenn beispielsweise Banden festgenommen werden. In der Mitte jedes Moduls sitzt ein Hof, um den herum auf drei Seiten die Zellen angeordnet sind. Im Untersuchungsgefängnis bilden in der Regel vier Zellen und ein Multifunktionsraum eine Gruppe, innerhalb derer die Türen tagsüber offen sein können. Die meisten Zellen sind mit zwei Betten, Toilette und Lavabo ausgestattet. Wände und Decken sind weiss gestrichen, am Boden liegt Parkett. Die Fenster sind grossflächig verglast und kommen – bis auf wenige Ausnahmen – ohne Gitterstäbe aus. Ein schmaler Lüftungsflügel lässt sich öffnen. Auf Bestreben der Justizdirektion unter Regierungsrätin Jacqueline Fehr wurde das Thema Suizidminderung wichtig. Aus diesem Grund wurden Multifunktionsräume eingeführt und anstelle der geplanten Doppelstockbetten gibt es normale Einzelbetten. Auch der wohnliche Parkettboden ist eine Folge dieser Bemühungen. Auf den ersten Blick erinnert eine Zelle an ein Zimmer in einer modernen Jugendherberge. Kuscheljustiz? Nein: «Die Gefangenen sind durch die Gefangenschaft bestraft. Sie sollen nicht auch noch durch das Haus bestraft werden», erläutert Robert Surbeck.

Zweierzelle im Untersuchungsgefängnis.

Spazierhof im obersten Geschoss.

Neben den normalen Zellen gibt es eine Anzahl spezieller Räume: Sicherheitszellen, einen medizinischen Bereich, ein Zahnarztzimmer, aber auch Spezialzellen für Drogenkuriere. Davor steht jeweils eine Spezialtoilette, mit der kontrolliert werden kann, ob die zuvor im Röntgenbild festgestellten Drogenpäckchen wirklich alle zum Vorschein kommen. Auf dem Dach jedes Gefängnismoduls gibt es einen Spazierhof, in dem sich die Gefangenen eine Stunde am Tag unter freiem, wenn auch vergittertem Himmel bewegen können.

Beim Gang durch das Haus bestimmen Schleusen und Gittertore das Bild, denn Bewegungen bergen das grösste Risiko. Aus Sicherheitsüberlegungen sollen die Gefangenen denn auch nicht allzu genau wissen, wo sie sich im Gebäude aufhalten. Darauf ist auch die Signaletik ausgelegt: Nur das geschulte Personal kann die Zahlen- und Buchstabenkombination entziffern. Information, die keine Informationen preisgibt: Auch dies ist ein Aspekt eines Gefängnisses.

Querschnitt durch das PJZ mit Halle und Haupthof.

Dieser Beitrag stammt aus dem Themenheft «Imposanter Stadtbaustein», das Hochparterre in Zusammenarbeit mit dem Kanton Zürich, Theo Hotz Partner Architekten und HRS realisierte. Es liegt der abonnierten November-Ausgabe von Hochparterre bei und kann im Shop bezogen werden.

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