Ansichten zum Haus der zwei Gewalten

Eine gewaltige Baugrube und eine halbe Milliarde Baukosten: Nun ist das Polizei- und Justizzentrum in Zürich ein architektonischer Merkpunkt. Acht Betrachtungen.

Fotos: Corina Fluhmann

Eine gewaltige Baugrube und eine halbe Milliarde Baukosten: Nun ist das Polizei- und Justizzentrum in Zürich ein architektonischer Merkpunkt. Acht Betrachtungen.

Jahrelang blickte man von der Zürcher Hardbrücke auf HRS-Flaggen und in eine Grube, deren Dimensionen eher an Tagebau als Hausbau erinnerte. Binnen viereinhalb Jahren verbaute der Kanton Zürich hier über eine halbe Milliarde Franken für sein Polizei- und Justizzentrum (PJZ). Es ist so hoch wie viele andere Häuser in der Stadt, aber über 250 Meter lang. Bald gehen hier 2000 Kantonsangestellte zur Arbeit. Über 30 Standorte der Kantonspolizei, die Strafverfolgungsbehörden, ein Gefängnis, eine Polizeischule und ein Forensisches Institut vereinen sich zum «Kompetenzzentrum für die Bekämpfung der Kriminalität». Und Zürich ist um einen städtebaulichen Merkpunkt reicher. In der Hochparterre-Redaktion löst das unterschiedliche Reaktionen aus. Begeisterung ist nicht dabei. Monoton statt markant Vor 20 Jahren wusste ich noch genau, wo der Hotz läuft. Seine beiden Zürcher PTT-Stadttore aus den 70er-Jahren schwebten raumschiffgleich im Architekturhimmel. Die poetische Technik seiner Bauten aus den 80er-Jahren inspirierte, seine Geschäftshäuser aus den 90er-Jahren frustrierten mich. Ich war überzeugt, dass ihre schmissigen Glasschwünge sich den Weg vom Zürcher Stadtrand an die Bahnhofstrasse irgendwie erschlichen hatten. Um 2000 herum war es dann wieder okay: Basler Messehalle, vier Grosssiedlungen in Zürich – pragmatisch, praktisch, gut. Heute geht meine Hotz-Amplitude wieder runter. Ein Schrein in Quartiergrösse, versiegelt mit 3800 Tonnen perfektem Walliser Granit? Nach Fernmeldebetriebszentrum und Paketverteilzentrum nun also das PJZ, das dritte «Zentrum» aus dem Hause Hotz, das die Reisenden vor der Einfahrt in den Zürcher Bahnhof begrüsst – zweimal markant, einmal monoton. Schon sehne ich mich zurück zu den Stangen-Stege-Blech-Bauten, denen ich damals das Prädikat «Landi-Hightech» verpasste. Ihre manchmal etwas gar sehr inszenierten Details machten aus der...

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