Der steile Weg zur Autarkie

Ein Neubau von Capaul & Blumenthal erweitert die Chamanna Cluozza im Schweizerischen Nationalpark. Ein kulturelles Statement inmitten der hochgeschützten, unberührten Natur.

Fotos: Laura Egger

Ein Neubau von Capaul & Blumenthal erweitert die Chamanna Cluozza im Schweizerischen Nationalpark. Ein kulturelles Statement inmitten der hochgeschützten, unberührten Natur.

Ein Leuchtturm sei nicht erwünscht. Ein solcher Satz steht selten in der Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs. Keinen architektonischen Paukenschlag suchte die Eidgenössische Nationalparkkommission, sondern einen harmonischen und nachhaltigen Zusammenklang zwischen Alt und Neu, Gebäude und Landschaft. Leichter gewünscht als getan bei der Erweiterung eines Gebäudes, das seit mehr als 100 Jahren mitten im Schweizerischen Nationalpark (SNP) steht, in einem Naturreservat, das vor menschlichen Eingriffen bewahrt bleiben soll. ###Media_2### Im wildesten Tal dieser Wildnis, im Val Cluozza, können Naturliebhaberinnen in der gleichnamigen Hütte übernachten. Schon 1910 entstand sie als kleines Blockhaus innerhalb des Lärchenwaldes. Zwiebelartig wuchs sie zur grossen Unterkunft, vor allem in den 1950er-Jahren. Zum Ensemble mit offenem Pavillon und Maultierstall kamen Wasch- und WC-Haus hinzu, später Kläranlage und Wasserturbine weiter unten am Fluss. Autarkie bei Energie, Wasser und Abwasser ist auf 1882 Metern Höhe keine Ambition, sondern Notwendigkeit. Zweieinhalb Stunden lang wandert man von Zernez aus zum beliebten Ausflugsort, der von Juli bis Oktober geöffnet ist. Die Besucherzahlen sind in den vergangenen sechs Jahren um fast ein Drittel gestiegen. Kläranlage und Turbine brauchten eine Erneuerung, und auch der Hütte sah man ihren Erfolg an. Der Gästebereich war eng, dem Personal fehlten Rückzugsräume, der Waldboden rundum war abgenutzt; es galt, einen neuen Erdwall gegen Murgänge in die Landschaft zu integrieren. Im Rahmen eines Studienauftrags lud man vier Bündner Architekturbüros dazu ein, diese Probleme zu lösen. Drei von ihnen schlugen einen Anbau vor, doch die Jury befand, dass die Dimensionen der vorgesehenen Hütten nicht so recht zu der kleinräumigen Topografie und zum bescheidenen Charakter des Bestands passen wollten. Sie kürte stattdessen einen Tur...

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