Die Geburt der Giraffe, Teil III: Modulentwicklung

Die Photovoltaik-Fassade des Amtes für Umwelt und Energie in Basel hat eine Entwicklungsodyssee hinter sich. Ein Besuch bei den beteiligten Planern, Entwicklern. Heute: bei Megasol, Deitingen SO

Fotos: Nelly Rodriguez
Mit Unterstützung von EnergieSchweiz

Die Photovoltaik-Fassade des Amtes für Umwelt und Energie in Basel hat eine Entwicklungsodyssee hinter sich. Ein Besuch bei den beteiligten Planern, Entwicklern. Heute: bei Megasol, Deitingen SO

Wer mit Markus Gisler durch die Werkhallen von Megasol geht, braucht viel Vorstellungskraft. Im Lauf des vergangen Jahrs hat sich die Produktion von Photovoltaik-Modulen auf 400 Megawatt verfünffacht. Hinter Gittern legen Roboterarme Solarzellen auf eine Glasscheibe, andere löten Kontakte daran. Eine hallenhohe Maschine laminiert in sechs übereinanderliegenden Kammern Module, aus einer anderen blitzt es. «Dort wird geflasht», sagt Gisler, Mitgründer von Megasol, der das Unternehmen mit zwei Partnern leitet. Ein LED-Blitz schiesst auf ein Modul, um dessen Leistung zu messen. Wir kommen an Klimakammern vorbei, in denen es 85 Grad heiss und 85 Prozent feucht ist. Innerhalb weniger Minuten fällt die Temperatur in der Kammer auf minus 50 Grad. Die UV-Kammer daneben simuliert 30 Jahre Alterung.

Dieses Verfahren durchliefen auch die Testmodule für das AUE. Doch zuerst wurde experimentiert. Zwischen dem Teppichboden und der Akustikdecke des nüchternen Besprechungsraums schmiedete das Team verrückte Ideen. Als das polykristalline Modul mit dem goldenen Schleier vom Tisch war, war ein neues Modul gefragt, das der Aufgabe sowohl visuell als auch technisch gerecht wurde. Und das schnell. Alle zwei Wochen kamen die Architekten bei Megasol vorbei. Dazwischen bauten die Werkstattmitarbeitenden viele Muster mit unterschiedlichen Schichten und Materialien und massen deren Ertrag.

Nicht laminierbar? Doch!
Als das Schmelzglas ins Spiel kam, wurde es noch komplexer. Die starke Unebenheit der Oberfläche galt als nicht laminierbar. Viele Gläser gingen zu Bruch. «Wir haben es immer wieder versucht. Und irgendwann gings», erzählt Gisler. Normalerweise halten zwei Folien ein Modul zusammen: vorderes Glas, Folie, Solarzellen, Folie, hinteres Glas. Unter Hitze und Vakuum backt die Laminiermaschine alles zusammen. Bei den Modulen für das AUE brauchte es sieben Folien, um die Unebenheiten auszugleichen. Ist das noch nachhaltig? Gisler findet: «Ja. Die Module bleiben trennbar und sind zu 99 Prozent rezyklierbar.»

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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Heft Solaris #06, Hochparterres Heftreihe für Solararchitektur, das Ende Februar erscheinen wird.

Teil I: Die Geburt der Giraffe
Teil II: Oberflächenbearbeitung – zu Besuch im Atelier Weidmann, Oberwil BL
Teil III: Modulentwicklung – zu Besuch bei Megasol, Deitingen SO
Teil IV: Schmelzglasherstellung – zu Besuch bei Crea-Glass, Unterseen BE

Vor Ort:
Am 24. Februar laden wir ab 17 Uhr ins AUE ein, zur Heftvernissage mit Führungen, Vortrag, Diskussion und Apéro. Anmelden unter hochparterre.veranstaltungen.

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