Die Geburt der Giraffe, Teil II: Oberflächenbearbeitung

Die Photovoltaik-Fassade des Amtes für Umwelt und Energie in Basel hat eine Entwicklungsodyssee hinter sich. Ein Besuch bei den beteiligten Planern, Entwicklern. Heute: im Atelier Weidmann, Oberwil BL

Fotos: Nelly Rodriguez
Mit Unterstützung von EnergieSchweiz

Die Photovoltaik-Fassade des Amtes für Umwelt und Energie in Basel hat eine Entwicklungsodyssee hinter sich. Ein Besuch bei den beteiligten Planern, Entwicklern. Heute: im Atelier Weidmann, Oberwil BL

Die Tischplatte zeigt, was Marc Weidmann kann. Das mehrere Zentimeter dicke Glas ist auf einer Seite sandgestrahlt, aber trotzdem kann man hindurchsehen. Die erstaunlich grossen Einschüsse der Sandkörner sind gleichmässig verteilt. Die Tischplatte ist das Muster einer Panzerglasscheibe für das Verwaltungszentrum in St. Gallen, das Jessenvollenweider 2012 fertiggestellt haben.

In einem für das Sandstrahlen abgetrennten Bereich der Halle gibt es Maschinen, die Marc Weidmann zum Teil selbst gebaut hat. Um eine Siebmaschine herum steht ein halbes Dutzend Papiersäcke auf Personenwaagen, Korngrössen sind auf die Säcke gekritzelt. Weitere Säcke lagern im Industrieregal an der Wand. Die rosafarbenen Sandkörner darin bestehen aus Aluminiumoxid. Sie füllen auch Eimer und bilden kleine Haufen auf dem Boden.

Wie der patentierte Prozess genau abläuft, verrät Marc Weidmann nicht. Nur so viel gibt er preis: Beim Strahlen brauche es die richtige Korngrösse und den richtigen Luftdruck. Wie bei einer Radierung arbeitet er Farbe in die vertieften Stellen ein. Manchmal folgt eine weitere Strahlung, bei der manche Stellen abgedeckt werden. Am Schluss versiegelt Weidmann die Oberfläche mit Polyurethan. Das macht sie reinigungsfähig – er bearbeitet nämlich nicht die Innen-, sondern die Aussenseite des Glases. Die Farbe sieht man erst, wenn es hinter dem Glas schwarz ist.

Viel Arbeit – vergeblich
Drei Jahre hat sein Sohn Timo, der das Atelier heute leitet, an den Modulen für das AUE gearbeitet, «mit viel Herzblut». Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ein goldener Schleier überzieht das Glas, macht es weniger spiegelnd, die Zellen dahinter weniger technisch und die Farbtöne einheitlicher. Mit den hochwertigen Farbpigmenten werden sonst Sportwagen oder Jachten lackiert. Am fertigen Bürohaus des AUE kann man das Gold nun leider nicht sehen. Nach einer langen Verzögerung wurde der Auftrag schliesslich aufgelöst – andere Photovoltaik-Zellen mussten zum Einsatz kommen, wodurch sich das gesamte Erscheinungsbild der Fassade änderte.

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Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Heft Solaris #06, Hochparterres Heftreihe für Solararchitektur, das Ende Februar erscheinen wird.

Teil I: Die Geburt der Giraffe
Teil II: Oberflächenbearbeitung – zu Besuch im Atelier Weidmann, Oberwil BL
Teil III: Modulentwicklung – zu Besuch bei Megasol, Deitingen SO
Teil IV: Schmelzglasherstellung – zu Besuch bei Crea-Glass, Unterseen BE

Vor Ort:
Am 24. Februar laden wir ab 17 Uhr ins AUE ein, zur Heftvernissage mit Führungen, Vortrag, Diskussion und Apéro. Anmelden unter hochparterre.veranstaltungen.

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