Der Biennale-Präsident Roberto Cicutto und die Kuratorin Lesley Lokko informierten gestern über die Architekturbiennale in Venedig. (Foto: PD, Jacopo Salvi)

Biennale 2023: Die Geschichten aller erzählen

Die Kuratorin Lesley Lokko will an der Architekturbiennale in Venedig die Geschichte der Baukultur aus afrikanischer Perspektive weitererzählen. Dazu hat sie viele unbekannte Stimmen eingeladen.

Die Architekturbiennale in Venedig wird ein Zukunftslabor, das hatte die diesjährige Chef-Kuratorin Lesley Lokko schon letzten Juni angekündigt. Aber was heisst das genau? An der gestrigen Pressekonferenz warf die ghanaisch-schottische Architektin, Professorin und Romanautorin erst einmal weitere, grundsätzliche Fragen auf. «Die Frage, ob Ausstellungen dieser Grössenordnung – sowohl in Bezug auf CO2 als auch auf Kosten – gerechtfertigt sind, ist immer wieder aufgetaucht.» Entwarnung: Die Antwort lautet Ja, auch dank einem Zertifikat, das den Anlass als klimaneutral beglaubigt. Klar ist, dass dieses Jahr in Venedig Afrika im Fokus steht – erstmals in der Geschichte der Biennale. Doch Lokkos Fragen gehen weiter: «Was möchten wir sagen? Wie wird das, was wir sagen, etwas ändern? Und wie wird das, was wir sagen, mit dem interagieren und das beeinflussen, was andere sagen?» Lokko will einen grundlegenden, theoretischen Diskurs pflegen, so viel ist sicher. Und sie will diesen öffnen. «Besonders in der Architektur war die dominierende Stimme historisch gesehen eine einzige, exklusive Stimme, deren Reichweite und Macht grosse Teile der Menschheit finanziell, kreativ oder konzeptionell ignoriert, als ob wir nur in einer Sprache zugehört und gesprochen hätten», so Lokko. «Die ‹Geschichte› der Architektur ist also unvollständig. Nicht falsch, aber unvollständig.» Die Kuratorin will sie nun in Venedig um vielfältige Kapitel ergänzen. Das Hauptthema umreisst Lokko mit den beiden Schwergewichtworten Dekolonialisierung und Dekarbonisierung. Um diese Themen anzugehen, braucht es den Blick über die Disziplinen hinaus. Die Kuratorin spricht nicht von Architekten oder Urbanistinnen, Ingenieuren oder Landschaftsarchitektinnen, sondern von Praktikern. «Die vielfältigen und komplexen Bedingungen in Afrika wie auch einer sich schnell hybridisierenden Welt erfordern ein ander...
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Die Kuratorin Lesley Lokko will an der Architekturbiennale in Venedig die Geschichte der Baukultur aus afrikanischer Perspektive weitererzählen. Dazu hat sie viele unbekannte Stimmen eingeladen.

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